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Bundeskabinett erwägt Kürzungen im Haushalt 2024

Der Karlsruher Haushaltsbeschluss hinterlässt eine milliardenschwere Lücke im Haushaltsplan der Ampel. Dieser hart erkämpfte Kompromiss ist nun zum Thema für das Kabinett geworden. Einige Maßnahmen bleiben jedoch auch an der Ampel umstritten.

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Wirtschaftsminister Robert Habeck (links), Finanzminister Olaf Scholz (Mitte) und Finanzminister Christian Lindner haben sich auf einen Kompromiss zum Bundeshaushalt 2024 geeinigt. Foto.aussiedlerbote.de

Koalition - Bundeskabinett erwägt Kürzungen im Haushalt 2024

Das Bundeskabinett nimmt die geplanten Kürzungen für das kommende Jahr in Angriff, eine Woche nachdem die Ampel-Chefs einen Haushaltskompromiss erzielt haben. Wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit ankündigte, werden die Einzelheiten der Vereinbarung der Ministerrunde „mitgeteilt“.

Das Finanzministerium setze die Vereinbarung derzeit „technisch um und erarbeite gemeinsam mit den betroffenen Bundesministerien zügig die notwendigen Formulierungshilfen für den Bundestag“.

Am vergangenen Mittwoch stritten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die Fülle der Milliardenlöcher. Einige Vereinbarungen bleiben jedoch politisch umstritten – auch im Rahmen einer Ampel. Daher kann das Parlament noch Änderungen vornehmen. Ziel der Koalition ist es, den Haushalt 2024 Ende Januar im Bundestag zu verabschieden.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt äußerte scharfe Kritik. „Die Masche geht weiter. Die Ampel geht tief in die Taschen der Steuerzahler und Spender“, sagte er am Dienstag dem deutschen Fernsehsender 2. „Man hätte die Heizgesetze einfach aufheben und Milliarden sparen können. Aber Ampeln sind kontraproduktiv und belasten die Bürger.“

Finanzierungslücke beträgt knapp 30 Milliarden Euro

Der Kernhaushalt für 2024 sieht Einsparungen von rund 17 Milliarden Euro vor. Auch die Pläne für den Klima- und Transformationsfonds (KTF), der Milliarden in die Modernisierung der Wirtschaft investiert, müssen überarbeitet werden. Insgesamt liegt die Finanzierungslücke bei knapp 30 Milliarden Euro, wie Hebestreit mitteilte. Notwendige Einsparungen werden unter anderem durch den Wegfall klimaschädlicher Subventionen, geringere Ausgaben für Ministerien, eine bessere Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt und die Reduzierung von Bundeszuschüssen erreicht.

Tausende Landwirte in Berlin lehnten kürzlich Pläne zur Abschaffung der Steuererleichterungen für ihre Industrie ab, auch Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kritisierte die Pläne. Künftig wird die Kfz-Steuer auf Fahrzeuge erhoben, die in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden, außerdem entfällt die Steuerbefreiung für Agrardiesel.

Weitere Einzelheiten des Plans, der eine Erhöhung der Ticketsteuern auf Passagierflügen vorsieht, wurden am Dienstag bekannt gegeben. Damit liegen bereits diskutierte Pläne zur Erhebung einer Kerosinsteuer auf den Inlandsflugverkehr erneut auf Eis.

Weitere Punkte für einen Sparplan:

  • Ministerien können Ausgaben reduzieren: Aus den Haushalten des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten, Wirtschaft und Entwicklung werden insgesamt 800 Millionen Euro für internationales Engagement gestrichen. Das Verkehrsministerium muss 380 Millionen Euro beisteuern, das Bildungsministerium 200 Millionen Euro.
  • Kürzung der Rentenzuschüsse des Bundes: Die gesetzliche Rentenversicherung erhält eine Kürzung der Zuschüsse des Bundes um 600 Millionen Euro.
  • Umbuchung von Waffenkäufen: Die Bundeswehr kauft in die Ukraine transferierte Waffen aus eigenen Beständen. Das Geld kommt nun nicht mehr aus dem Bundeshaushalt, sondern aus einem Sonderfonds zur Stärkung der Bundeswehr. Dies führte zu einer Reduzierung der Haushaltsausgaben um 520 Millionen Euro.
  • Unternehmen sollen ihre Plastiksteuer selbst zahlen: Bisher zahlt der Bund die Plastiksteuer an die EU, künftig müssen die Hersteller sie selbst zahlen. Dies soll zusätzliche Einnahmen von 1,4 Milliarden Euro bringen.
  • CO2-Preiserhöhung für Tanken und Heizen: Zum Jahresende und Anfang des Jahres wird der CO2-Preis für Heizöl, Erdgas und Kraftstoffe von 40 € auf 45 € pro Tonne CO2 steigen.
  • Rückzahlung der Arbeitsagentur: Die Bundesagentur für Arbeit soll dem Bund die in der Corona-Krise bereitgestellten Zuschüsse in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen.
  • Bürgergelder kürzen: Mit Bürgergeldern sollen Weiterbildungsprämien gestrichen werden, auch Verweigerer sollen mit Sanktionen belegt werden. Nach Angaben des Finanzministeriums brachte dies 250 Millionen Euro ein.
  • Flüchtlingsbeschäftigung fördern: Wir wollen mehr erreichen, wenn Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden. Dazu gehören häufigere Kontakte und Sanktionen bei Nichteinhaltung. Der Bund erwartet dadurch eine Einsparung von rund 500 Millionen Euro.
  • Die Ausgaben für den Klima- und Transformationsfonds werden um 12,7 Milliarden Euro gekürzt.

Ob die Schuldenbremse erneut ausgesetzt wird, ist unklar. Der Bund will die Möglichkeit einer Hochwasserhilfe in Höhe von 2,7 Milliarden Euro für die Hochwasseropfer im Aaretal prüfen. Auch die Schuldenbremse könnte später in diesem Jahr außer Kraft gesetzt werden – wenn also deutlich mehr Geld zur Unterstützung der Ukraine benötigt wird als derzeit absehbar.

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Quelle: www.stern.de

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