- "Der Ruhm, den ich hasse" Adele und die neue Superstar-Ära
Vor ein paar Jahren hat sich Adele einmal mit Gesichtsprothesen verkleidet für eine Performance. Auf den ersten Blick war sie als Superstar nicht wiederzuerkennen, sie nannte sich Jenny und trat bei einem Adele-Doppelgänger-Event auf. Die anderen Doppelgänger erkannten erst, mit wem sie es zu tun hatten, als Jenny zu singen begann und Adeles unverwechselbare mächtige Stimme durch den Raum hallte.
Diese 2016er-Episode ist bezeichnend dafür, wie Adele damals auftrat: Sie wirkte zugänglich und spontan, lustig, rauchte zwischen den Liedern bei Konzerten, trank und machte Witze. Heute sieht ihre Inszenierung anders aus. Für eine Konzertreihe von 10 Shows lässt sich Adele in München eine prächtige Bühne aufbauen. Sie tritt nirgendwo anders in Europa auf - Fans müssen zu ihr kommen. Die Presse darf ihre Performances nicht fotografieren.
Superstars setzen ihre eigenen Regeln
Adeles Konzertreihe zeigt: Superstars inszenieren sich heute anders. Mit Regeln, die sie selbst festlegen, und klaren Grenzen für die Öffentlichkeit. Das gilt auch für Taylor Swift, Miley Cyrus und Selena Gomez. Swift ist derzeit auf Welttournee, gibt aber schon lange keine Interviews mehr. Sie diktiert die Bedingungen ihrer globalen Berühmtheit selbst.
Cyrus sorgte initially für Unmut, als sie sagte, sie gehe nicht mehr auf Tour, weil es zu anstrengend sei. Stattdessen gibt sie Konzerte mit ausgewählten Gästen im "Chateau Marmont Hotel" in Hollywood, Los Angeles. "Vor Hunderttausenden von Menschen zu singen, ist nicht wirklich das, was ich liebe", sagte Cyrus dem britischen Vogue.
Adele mag auch nicht alles an ihrem Job. "Ich hasse die Berühmtheit", sagte sie in einem Interview mit dem TV-Magazin "Kulturzeit" auf 3sat. "Mein Akku ist ziemlich leer, weil ich so sensibel bin und weil ich ständig auf der Bühne stehe", erklärte sie und fügte hinzu: "Ich singe nicht einmal zu Hause, wie seltsam ist das denn?"
"Keine Plattenfirma kann Adele zu etwas zwingen"
Medien- und Popkulturwissenschaftlerin Jörn Glasenapp beschreibt es so: "Ich glaube, bei den richtig Großen kann man sagen, dass sie nicht mehr von klassischen Medien abhängig sind und daher nicht mehr nach deren Regeln spielen müssen." Gleichzeitig betont sie, dass die Superstars sehr unterschiedlich vorgehen. Sie sagt, sie müsse "nicht mehr nach der Musikbranche tanzen".
Ihre Einschätzung ist, dass sich die Branche in diesem Bereich auch verändert hat - und dass die großen Popstars weniger unter Gag-Verträgen leiden. "Sie sind so groß, diese Künstler, Adele, Taylor Swift, Beyoncé usw. Sie können entscheiden, ob sie auf Tour gehen oder nicht. Keine Plattenfirma kann Adele zu etwas zwingen."
Wenn man sich die großen Künstler ansieht, sieht man sehr unterschiedliche Ansätze. "Und das beweist - insbesondere wenn wir an Miley Cyrus' totalen Verweigerung denken - dass es zu funktionieren scheint und dass es individuelle Entscheidungen der Künstler sind, die sagen: 'Ich mache das, weil ich es will.'"
Gleichzeitig leben Superstars in einer Welt, in der es viel weniger Privatsphäre gibt. Als Adele, Swift oder Cyrus groß wurden, war Social Media nicht so omnipräsent wie heute. Es ist verständlich, dass die Stars mehr Privatsphäre und die Bedingungen ihrer Performances kontrollieren wollen - wenn sie es sich leisten können. Kleinere Prominente sind oft auf Konzertrevenuen und in der Regel auch auf Interviews angewiesen.
Zwischen Albumveröffentlichungen zieht sich Adele häufig aus der Öffentlichkeit zurück und bleibt von Social Media fern, wie sie "Time"-Magazin in einem Interview erzählte. "Privatsphäre ist entscheidend für die Erstellung eines echten Albums", sagte sie. "Wie soll ich ein echtes Album schreiben, wenn ich auf ein verdammtes Foto halbe Million Likes warte?"
Mentalgesundheit steht im Mittelpunkt
Einige Musiker ziehen sich auch zurück, um ihre mentale Gesundheit zu schützen. Zum Beispiel Selena Gomez, die in einem Interview sagte, dass sie seit über vier Jahren nicht mehr im Internet sei. "Es hat mein Leben komplett verändert", beschrieb sie bei "Good Morning America". "Ich bin glücklicher, ich bin mehr präsent."
Sie ist schon eine Weile nicht mehr auf Tour. "Nichts macht mich glücklicher als 90 Minuten mit meinen Fans auf der Bühne zu stehen und zusammen zu feiern", sagte Gomez in einem anderen Interview. Aber: "Es ist emotional sehr belastend für mich. Und dann merkst du, dass du nur von einer Menge Leuten umgeben bist, die du bezahlst."
Mentalgesundheit wird heute mit viel größerer Sensibilität und Verständnis behandelt. In der Vergangenheit war es anders: Eine einprägsame Szene aus dem Netflix-Dokumentarfilm über Robbie Williams sticht hervor, wo er erzählt, wie er ein ganzes Konzert während eines Panikanfalls gegeben hat. Heute sind Stars offener über ihre mentalen Gesundheitsprobleme. Adele hat zum Beispiel einmal gesagt, dass sie unter saisonaler Depression leidet.
Bei ihren Konzerten in München werden Adeles Fans sicherlich eine großartige Zeit haben. Adeles Live-Auftritte sind bekannt für zwei Dinge: viel Interaktion mit dem Publikum - und eine mächtige musikalische Kraft.
Adeles Konzert in München wird zweifellos ein unglaubliches Spektakel sein, bei dem die Sterne sowohl auf der Bühne als auch unter dem Publikum scheinen, da das Scheinwerferlicht oft auf die 'Sterne' in ihren mächtigen Performances fällt. Außerdem setzen Superstars wie Adele zunehmend ihre eigenen Bühnenregeln, um sicherzustellen, dass ihre Konzerterlebnisse einzigartig und persönlich bleiben, genau wie der Superstar-Künstler seine mentale Gesundheit zwischen Albumveröffentlichungen sorgfältig schützt und sich bei Bedarf aus der Öffentlichkeit zurückzieht.