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Die EZB senkt zum ersten Mal seit Beginn des Inflationsanstiegs die Zinssätze.

Die Zinssätze sind erneut gesunken, was sowohl Sparer als auch Kreditnehmer schon vor der Ankündigung der EZB zu spüren bekamen. Dennoch haben die Zinsregulierer der Eurozone ihre zukünftigen Pläne noch nicht bekannt gegeben.

Im Juli 2022 beendete die EZB ihre Politik der Null- und Negativzinsen, um die Inflation in den...
Im Juli 2022 beendete die EZB ihre Politik der Null- und Negativzinsen, um die Inflation in den Griff zu bekommen.

Abfrage und Antwort - Die EZB senkt zum ersten Mal seit Beginn des Inflationsanstiegs die Zinssätze.

Wachsam auf: Die Euro-Überwacher senken erneut die Zinsen in ihrer Schlacht gegen Inflation innerhalb der Eurozone, nach einer Reihe von Zinserhöhungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Einlagensatz, den Banken für das Aufbewahren von Geld erhalten, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent senken. Der Zinssatz, bei dem Unternehmen frische Geld von der Zentralbank leihen können, wird von 4,5 Prozent auf 4,25 Prozent reduziert.

Warum hat die EZB früher so hohe Zinsen gesetzt?

Im Juli 2022 entschied sich die EZB, ihre langjährige Politik von Null- und negativen Zinsen aufzugeben, um die Inflation, die Rekordhöhen erreicht hatte, zu bekämpfen. Zehnmal in Folge hat die Zentralbank die Zinsen erhöht, bevor sie eine Pause einlegte. Der Darlehenszins für Banken von der Zentralbank erreichte seinen Höchststand seit August 2001. Der Einlagensatz hatte seinen Höchststand seit der Gründung der Währungsunion 1999 erreicht.

Hat die EZB jetzt einen Wechsel der Meinung?

In den letzten Monaten ist die Inflation abgenommen, was Raum für Zinsenkungen bietet. Obwohl höhere Zinsen Kreditanforderungen und hohe Inflationsraten dämpfen können, sind sie für Unternehmen und Privatinvestoren eine Belastung. Mit der wirtschaftlichen Schwäche und abnehmenden Inflationsraten haben in den letzten Monaten Forderungen nach Zinsenkungen zunehmend an Gewicht gewonnen. Die Währungswächter der Eurozone haben die Märkte seit Monaten auf eine erste Zinsenkung im Juni vorbereitet. So sagte der EZB-Vizepräsident Luis de Guindos in einem Interview: "Viel wird über eine 25-Basispunkte-Senkung gesprochen." Und genau das geschah am Donnerstag.

Was bedeutet eine Zinsenkung für Sparende?

"Wenn eine Zinssenkung weitgehend erwartet ist, passen die Preise dazu vorher an. Das bedeutet: Wenn die Zinssenkung den allgemeinen Erwartungen entspricht, sollte nichts wirklich ändern, denn sie ist bereits in die Preise eingebaut.", erklärte die EZB-Mitgliedschaft Isabel Schnabel in einem Gespräch mit ARD Plusminus und tagesschau.de.

Für Investoren, die Geld für eine längere Zeit einlagern wollen, werden nun niedrigere Zinsen von vielen Banken angeboten. Laut der Vergleichsportal Verivox betragen die durchschnittlichen Zinsen für landesweit verfügbare fixierte Depositen mit einer einjährigen Laufzeit 3,34 Prozent im Dezember. Heute betragen sie 2,98 Prozent, wie die Berechnungen von Verivox zeigen. Verivox hat die Bedingungen von rund 800 Banken und Sparkassen für einen 10.000-Euro-Einlagebetrag (bis zum 1. Juni 2024) analysiert.

Und auch die Trends bei täglichen Zinsen gehen zurück: Im Mai sind die durchschnittlichen Zinsen für landesweit verfügbare tägliche Zinskonten für den zweiten Monat in Folge gefallen auf 1,72 Prozent. "Die täglichen Zinsen haben ihren Höchststand überschritten", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox Finanzvergleich GmbH. Maier hatte zuvor eine stärkere Zinsen-Absenkung vorhergesagt.

Mortgage-Zinsen, die an den Ertrag an den Staatsanleihen gekoppelt sind, haben sich ebenfalls gesenkt: Für zehnjährige Darlehen betrug die Zinsrate 3,66 Prozent pro Jahr (bis zum 3.6.2024), aber bis Oktober war sie über vier Prozent. Das macht Immobilienfinanzierung günstiger. "Jeder, der heute eine Hypothek nimmt, zahlt weniger Zinsen als ein paar Monate zuvor", erklärte Schnabel.

In welche Richtung wird die EZB gehen?

"Wir verpflichten uns nicht zu einer spezifischen Zinspfad vorher.", betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, als Mitglied des EZB-Rates, hatte zuvor betont, dass man nicht von einem "automatischen Pilot" auf eine Reihe von Zinsenkungen schließen könne, was Hinweise auf weitere Zinsenkungen nahelegt. Die EZB zielt auf mittelfristige Preisstabilität im Euro-Bereich mit einer Inflationsrate von zwei Prozent ab. Dies wird von der Zentralbank nach den neuesten Prognosen in 2026 erreicht sein.

Die vorsichtige Herangehensweise hat Lob erregt. "Der schlimmste Fall wäre eine weitere Zunahme der Inflation, die die EZB dazu zwingen würde, zu viele Zinsen zu entziehen. Das würde Vertrauen und Vorhersagbarkeit schaden", sagte der Sparkassenpräsident Ulrich Reuter. Wirtschaftswissenschaftler wie Andreas Bley vom Bankenverband BVR erwarten höchstens zwei weitere Zinsenkungen dieses Jahres ab September. Allerdings muss die Geldpolitik aufmerksam auf die Entwicklung von Löhnen und Dienstleistungspreisen, insbesondere im Euro-Bereich, achten.

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