Wäre es nach den Angeklagten gegangen, wären im vergangenen Dezember mehr als zwei Menschen gestorben: Ein 53-jähriger Mann steht vor dem Amtsgericht Hechingen vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm zwei Fälle von Mord und Geiselnahme vor.
Der Mann soll 2017 seine 20-jährige Nichte und ihre 23-jährige Freundin in Albstadt getötet haben. Südliches Baden-Württemberg. Er sei unter anderem davon überzeugt gewesen, dass sie ihm Bargeld gestohlen hätten, heißt es in der Anklageschrift. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gab es keine Hinweise auf einen Diebstahl. Wahrscheinlicher ist, dass der Angeklagte sein eigenes Geld für einen verschwenderischen Lebensstil ausgegeben hat.
Nach Angaben seines Verteidigers wollte der Angeklagte zunächst Fragen zu seiner Person beantworten, entschloss sich aber, im Verlauf des Prozesses aufzugeben. Er sagt nichts und akzeptiert seine Strafe. Über einen Dolmetscher beschrieb er, dass es ihm egal sei und er in seine Zelle zurückkehren wolle.
Mit einer Pistole spazieren gehen
Ein psychiatrischer Sachverständiger sagte aus, der Angeklagte habe ihm von dem Verbrechen erzählt und gesagt, drei Freunde seiner Nichte seien angeblich tot.
Der Mann soll seiner Nichte aufgelauert und sie mit einer Pistole bedroht haben. Sie wurde mit Handschellen gefesselt und gezwungen, den Diebstahl zuzugeben. Die Nichte habe dies möglicherweise nicht getan, weshalb der 53-Jährige sie angeblich mit einem Kabelbinder erdrosselt habe. Er soll die Leiche zerstückelt und im Garten begraben haben. Drei Tage später erschoss der Mann den 23-jährigen Freund seiner Nichte. Er lockte ihn mit Ausreden aus dem Haus und zog dann plötzlich seine Waffe.
Der Prozess wird voraussichtlich acht Tage dauern und es werden 60 Zeugen geladen. Ein Urteil dürfte voraussichtlich Mitte Oktober fallen.