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Diskussion über Asylverfahren außerhalb Europas

Diskussion über Asylverfahren außerhalb Europas

Weniger als eine Woche vor dem Gipfel der Bundesländer zu Migrationsfragen haben hochrangige Politiker der CDU/CSU und FDP eine Diskussion über das Asylverfahren außerhalb Europas begonnen.

Diskussion über Asylverfahren außerhalb Europas

Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst (CDU), und der Fraktionsvorsitzende der FDP, Christian Lindner, haben sich für eine ernsthafte Diskussion dieses Schrittes ausgesprochen. Sympathien für diese Idee gibt es auch in der SPD.

Jedoch zeigten sich Bundeskanzler Olaf Scholz und die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD) während ihrer Afrikareisen skeptisch.

„Höflicher Rat“ von Scholz an CDU/CSU und FDP

Zudem sollte man bei solchen Vorschlägen vor allem die Meinung der Drittstaaten einholen, die diese Verfahren durchführen müssen, erklärte Scholz in Ghana (Westafrika).

„Das wäre auf jeden Fall ein höflicher Rat“.

Während ihres Besuchs in Marokko sagte Faeser, dass die Migrationsabkommen mit einzelnen Herkunftsländern von Asylbewerbern, die die Ampelregierung abschließen möchte, „zielgerichteter“ sein werden.

Ihr Ziel ist es jedoch, die Rückführung von Migranten ohne Aufenthaltsrecht in Deutschland zu erleichtern und gleichzeitig die Einwanderung von qualifizierten Arbeitskräften zu fördern. Scholz und Faeser haben diese Abkommen in den letzten Tagen bei ihren gleichzeitigen Reisen nach Afrika vorangetrieben.

Der Kanzler in Nigeria und Ghana, Faeser in Marokko.

Wüst fordert die Sicherstellung von Asylverfahren auf Flugrouten

Unterdessen sprach sich der Minister des Landes Nordrhein-Westfalen, Wüst, in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ für die Prüfung von Asylverfahren außerhalb Europas aus.

Zudem sollten nach Ankunft in Europa die Flüchtlinge auf Flugrouten in Partnerländer gebracht werden, „damit die Verfahren und der Schutz dort nach den Regeln des Rechtsstaates stattfinden“, erklärte der CDU-Politiker der Zeitung.

„Das bedeutet natürlich, dass diejenigen, die keinen Anspruch auf Schutzstatus haben, erst gar nicht in unser Land kommen“.

Am 6. November wollen die Minister der Bundesländer mit Scholz diskutieren, wie man die illegale Migration eindämmen und die Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen in Deutschland finanzieren kann. Am Freitag wird Scholz Vorverhandlungen mit dem Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU Friedrich Merz (CDU) und dem Fraktionsführer der CSU Alexander Dobrindt führen.

Der Kanzler ist bestrebt, ein Einvernehmen mit CDU/CSU zu finden. Ein erstes Treffen mit Merz hat bereits stattgefunden. Aber entscheidend wird das Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder am nächsten Montag sein.

Dürr: „Es ist eine Frage der Menschlichkeit“

Er erhielt auch Unterstützung von der Regierungspartei FDP. Der Fraktionsführer Dürr erklärte in einem Interview mit der Zeitung „SZ“, dass seine Partei ebenfalls dafür ist, Asylverfahren in Drittländern durchzuführen, die nicht zur EU gehören.

„Darüber hinaus würde eine solche Regelung Klarheit über den Schutzstatus schaffen und Menschen ohne Perspektive nicht zulassen, sich auf den gefährlichen Weg über das Mittelmeer zu machen. Es ist auch eine Frage der Menschlichkeit.“

EUROPAPARLAMENTARIER DER SPD: Vorherige Maßnahmen sind ein „ineffektives Flickwerk“

Einige Mitglieder des Europaparlaments aus der SPD unterstützen auch die Gewährung von Asyl außerhalb Europas.

Zudem haben Frank Schwabe, Lars Castellucci und Fabian Funke, wie die „SZ“ berichtet, einen gemeinsamen Vorschlag zu diesem Thema vorbereitet, den sie der parlamentarischen Gruppe vorstellen wollen. Viele der derzeit diskutierten Maßnahmen sind nur „ineffektive Flicken, die kaum Einfluss auf die Zahlen haben“, sagte Schwabe der Zeitung. Deshalb ist es notwendig, schnell ein Verständnis mit den Herkunftsländern zu finden.

„Ein Teil des Konzepts besteht darin, dass ertrinkende Menschen vom Staat gerettet und nicht mehr an den Grenzen geschlagen werden. Aber das Asylverfahren findet nicht mehr in Europa statt“, sagte Schwabe.

„Außerdem durchlaufen diejenigen, die an den Außengrenzen ankommen, das Asylverfahren außerhalb Europas.“

Scholz appelliert: „Klaren Kopf bewahren“

Andererseits erklärte Scholz in der ghanaischen Hauptstadt Accra, dass „jeden Tag viele Dinge vorgeschlagen werden“. „Das Wichtigste ist immer, einen klaren Kopf zu bewahren und diesen Prozess“.

Dort, wo Partner benötigt werden, muss zunächst geprüft werden, „ob sie zur Zusammenarbeit bereit sind“.

Britische Initiative zur Asylgewährung in Ruanda vorerst ausgesetzt

Die britische Regierung hat bereits erste konkrete Schritte zur Asylgewährung unternommen. Sie möchte Migranten zur dauerhaften Ansiedlung nach Ruanda schicken, um Schutz zu erhalten.

Das Hohe Gericht von Großbritannien hat diesen Schritt jedoch für rechtswidrig erklärt. Die konservative Regierung hat Berufung gegen diese Entscheidung eingelegt. Es ist jedoch unklar, wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist.

Auch nach den Plänen der britischen Innenministerin Suella Braverman sollen Personen, die illegal nach Großbritannien eingereist sind, unabhängig von ihrer Herkunft festgehalten und ohne Prüfung ihrer Asylanträge so schnell wie möglich nach Ruanda deportiert werden. Dort sollen sie Asyl erhalten.

Eine Rückkehr nach Großbritannien ist jedoch nicht vorgesehen.

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