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Eine klare Ansage an Scholz, aber kein Kalkül: fünf Papiere vom Kanzlerparteitag

Um sich zu schützen, hielten die Sozialdemokraten eine Konferenz in Berlin ab. Was erwartet wurde: drei Tage pure Sozialdemokratie – und ein Kanzler, der möglicherweise in Erklärungsnot geraten wird.

Ministerpräsident Olaf Scholz (SPD).aussiedlerbote.de
Ministerpräsident Olaf Scholz (SPD).aussiedlerbote.de

Argument 1: Scholz muss keine Rebellion befürchten, aber seine Partei hat ein klares Argument

SPD-Bundesparteitag - Eine klare Ansage an Scholz, aber kein Kalkül: fünf Papiere vom Kanzlerparteitag

Was würde Olaf Scholz sagen? Was jetzt passiert: Das wollte seine Partei nicht von ihm hören. Die Kanzlerin wird am Samstagmorgen auf dem Bundesparteitag der Sozialdemokratischen Partei in Berlin sprechen. Anders als von seinen Genossen erhofft, hat Scholz noch keinen Lösungsvorschlag für den Haushalt 2024 vorgelegt.Insider der Sozialdemokratischen Partei sagen, dass der Haushalt 2024 dieses Jahr nicht verabschiedet wird. „Dies geschieht trotz aller Bemühungen“, schrieb SPD-Fraktionschefin Katja Mast nach „seriösen“ Informationen am Donnerstag in einem Brief an die Abgeordneten.

Das erhöhte den Druck auf Scholz. Wenn der Kanzler nicht einmal einen politischen Konsens mit seinen Koalitionspartnern erklären kann, muss sich Scholz vor mindestens 600 Delegierten erklären. Wenn er dann noch verspricht, die Sozialleistungen zu kürzen – ein Warnsignal für die Sozialdemokraten – wird es sehr ungemütlich. Ein problematischer Antrag könnte den Verhandlungsspielraum von Scholz stark einschränken. Dadurch werden die schwierigen Verhandlungen mit Grünen und Liberaldemokraten noch schwieriger.

Eine Palastrevolution muss Scholz nicht befürchten, aber eine strauchelnde Kanzlerpartei kann sich einen getäuschten Kanzler nicht leisten. Für Genossen war Scholz zu groß, um zu scheitern. Allerdings muss er die Sache klarstellen und seiner Partei einen Weg aus dem Schmerz zeigen, der über seine bisherigen leeren Worte der Zuversicht hinausgeht. Andernfalls werden die Gerüchte innerhalb der SPD ein Ventil finden – möglicherweise in der Debatte nach seiner Rede. Zumindest gibt es von der Basis eine deutliche Warnung vor radikalen Einschnitten in den Sozialstaat.

Argument 2: Parteiführer müssen zittern – aber nicht der Premierminister

Beide haben ihren Austritt versprochen, nun müssen sich beide für ihr Vorgehen rechtfertigen: Saskia Esken und Lars Klingber werden am Freitag wieder in die Doppelspitze gewählt. Das von den Co-Vorsitzenden vor zwei Jahren ausgerufene „Jahrzehnt der Sozialen Demokratie“ wird angesichts der aktuellen Umfragewerte ein jähes Ende finden: Die SPD, die bei der Bundestagswahl 2021 mit 25,7 % stärkste Kraft war, kommt nur noch auf 17 %. Höchstens – weit hinter der AfD und weit hinter der EU.

Das Image der Partei wurde durch anhaltendes Krisenmanagement und die mangelnde Bereitschaft, mit ihrem eigenen Premierminister in Konflikt zu geraten, getrübt, selbst unter lauten Verkehrsampeln. „Die Sozialdemokraten müssen dringend von der Reaktion zur Aktion übergehen“, sagte Generalsekretär Kevin Kunert, der ebenfalls zur Wiederwahl kandidiert. „Sie wollen das Thema noch einmal neu bestimmen.“ Genau das wollten Esken und Klingbeer mit ihrem Hauptvorschlag erreichen. So dürften höhere Belastungen für Besserverdiener rote Herzen höher schlagen lassen. Aber: Auch wegen ihnen sehnen sich die Genossen nach Selbstbewusstsein und nach mehr Sozialdemokratie im „Fortschrittsbündnis“. Die Parteiführung hat bisher einen Konflikt mit dem Vorgehen der Regierung vermieden. Die Zufriedenheit mit seiner Führung wird sich im Wahlergebnis widerspiegeln.

Argument 3: Der heimliche Star des Parteitags könnte Rolf Mitzenich heißen

Nach Scholz‘ blasser Regierungserklärung zur Haushaltskrise meldete sich auch SPD-Fraktionschef Rolf Mutzenich zu Wort und holte damit nach, was die Kanzlerin bisher versäumt hatte: Sowohl nach innen (zur SPD-Fraktion) als auch nach außen (Bündnispartner) gab sie eine klare Stellungnahme ab. . Zustimmendes und erleichtertes Raunen gab es aus der SPD-Fraktion, als der SPD-Vorsitzende die Haltung der SPD deutlich machte: Mutzenich sagte, die Schuldenregeln im Grundgesetz bedürften einer „grundlegenden Überarbeitung“ und „wahlloser Beschlagnahmungen“. Das politische Ausmaß dürfe nicht außer Acht gelassen werden . Wird als „Heilige Kommunion“ verwendet. wurde hierher gebracht. Kurz nach dem Karlsruher Urteil wagte sich Mutzenic aus der Deckung. Während Scholz sich noch in aller Stille auf die Probe stellte, begann der SPD-Fraktionschef mit seinen Angriffen in Interviews und Reden. Wahrscheinlich bei einem Parteitreffen am Samstagmittag.

Argument 4: Reiche Leute sollten nicht zu Parteiversammlungen kommen (und die LDP auch nicht)

Wofür steht SPD? Dies wird von Freitag bis Sonntag ausführlich besprochen. Auf die Befindlichkeiten der Bündnispartner wurde keine Rücksicht genommen. Die Steuern für Reiche erhöhen, den Mindestlohn erhöhen, die Schuldenbremse reformieren – wenn man diesen Vorschlägen folgt, hat die SPD viele Ziele im Programm, die mit ihrem Koalitionspartner FDP kaum zu erreichen sind. Sich von der Ampel verabschieden? „Wir positionieren uns als sozialdemokratische Partei“, sagte Unionschef Klingber in einem „stern“-Interview, ohne näher auf die Unterschiede zwischen Partei- und Regierungsansätzen einzugehen. Die Botschaft zwischen den Zeilen lautet: Die Partei hat kein Interesse mehr an der Rolle des Vermittlers und Schlichters.

Papier 5: Zwei zentrale Themen, die viel Kontroverse auslösen: Einwanderung und Schuldenbremse

Vor allem über die Einwanderungspolitik steht den Sozialdemokraten eine heftige Debatte bevor. Der Slogan von Bundeskanzler Schulz, er wolle die Menschen „endlich“ und „massiv“ abschieben, löste bei vielen Sozialisten große Unzufriedenheit aus. Die Parteispitze versucht nun offenbar, dieser Unzufriedenheit entgegenzuwirken: Wie Der Spiegel berichtet, hofft die SPD-Spitze, am Samstag einen Antrag auf Distanzierung von der Regierungslinie einreichen zu können. Viele Aspekte der kritischen Anwendungen des Stützpunkts werden angesprochen, beispielsweise die Rettung auf See oder Familientreffen. Ebenso kontrovers dürften die Diskussionen um die Schuldenbremse ausfallen. Die SPD-Spitze arbeitet intensiv an Reformen, doch für die jüngere Generation der Partei reichen sie bei weitem nicht aus. „Wir als Jusos wollen noch einen Schritt weiter gehen und die Schuldenbremse im Grundgesetz komplett streichen“, kündigte Juso-Chef Philipp Türmer in der Süddeutschen Zeitung an. Dies wird sich auch in der Bewerbung widerspiegeln.

Die SPD wird ihre Position festlegen und ihre Grundsätze festlegen. Eines ist aber ebenso sicher: Eine gemütliche Party-Session wird es nicht.

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Quelle: www.stern.de

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