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Es gibt oft weniger Schmetterlinge zu beobachten als sonst

Karstweißling
Der Karstweißling saugt an einem Schmetterlingsstrauch Blütennektar.

Kein einziger Schmetterling in der Ferne: Obwohl die Blumen in den Schmetterlingssträuchern an diesem heißen Augusttag in Berlin immer noch wunderschön blühen, war schon lange kein Schmetterling mehr auf der Suche nach Nektar lange Zeit.

Ähnliche Beobachtungen könnten die Deutschen seit dem Frühjahr häufiger gemacht haben. „Wir haben Hinweise und wissen aus Beobachtungen, dass die Zahl der Schmetterlinge in diesem Jahr zurückgegangen ist“, sagt Martin Musche vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Dennoch warnt er vor voreiligen Schlüssen.

Ist das Alter des Schmetterlings schlecht?

Landesweite Schmetterlingsrückgänge im Jahr 2023 wurden bisher nicht wirklich bestätigt. Musche analysierte Daten des Butterfly Monitoring Project in Deutschland, bei dem Freiwillige seit mehr als 15 Jahren 500 festgelegte Routen quer durch das Land zurückgelegt haben. Sie zählten tagaktive Schmetterlinge, um Populationsdaten über die Entwicklung von 70 bis 80 Arten zu sammeln. Musche bittet um Geduld: „Nächstes Jahr werden wir erst Daten für 2023 haben.“ Und das ist nur ein Teil dessen, was passiert.

Ergebnisse der IUCN (Nabu)-Kampagne zeigen jedoch, dass es den Schmetterlingen schwer fällt. „Viele Schmetterlinge sind losgeflogen“, sagte der Nabu im Juni über Insect Summer, ein Programm, in dem jeder Sichtungen von sechsbeinigen Schmetterlingen melden kann.

Da dieses Verfahren im Gegensatz zum Schmetterlingsmonitoring nicht standardisiert ist, müssen die Ergebnisse aus wissenschaftlicher Sicht mit Vorsicht interpretiert werden. „Sie können als Indikatoren gesehen werden: Welche Arten sind gut vertreten und welche nicht? Aber Jahresvergleiche auf Basis dieser Daten sind relativ schwierig“, sagte Musche.

Sensibilisierung für das Thema Insekten

Karl-Heinz Jelinek ist Schmetterlingsexperte und auch der Nabu in Nordrhein-Westfalen stellt ehrenamtlich Daten für das Schmetterlingsmonitoring des UFZ zur Verfügung. Er berichtete, dass die Bedingungen auf seiner Route Mitte August „nicht so schlecht“ gewesen seien.

Einen großen Nutzen, den Experten aus der Nabu-Zählung ziehen, ist ein erhöhtes Bewusstsein für Insektenprobleme. Zu guter Letzt brachte eine Studie aus dem Jahr 2017 alles durcheinander: Ehrenamtliche Entomologen des Entomologischen Vereins Krefeld berichteten damals, dass die Gesamtmasse der Fluginsekten in Teilen Deutschlands zwischen 1989 und 2016 um mehr als 75 % zurückgegangen sei. p>

Das Schmetterlingsmonitoring wurde noch vor nicht allzu langer Zeit durchgeführt, aber seit Mitte der 2000er Jahre sei auch ein leichter Rückgang der Einzelpopulationen aller betrachteten Arten zu verzeichnen, etwa 10 Prozent, sagte Musche.

„Gewinner und Verlierer“

Trends entwickeln sich nicht für alle Arten gleich. „Wir haben Gewinner und wir haben Verlierer“, sagte Mush. Thermophile Arten profitieren von der globalen Erwärmung. „Die Kasterweißlinge sind Einwanderer aus dem Mittelmeerraum und haben sich in den letzten Jahren in ganz Deutschland ausgebreitet.“ Briar fritillaria tauchen immer weiter nördlich entlang des Rheins auf. Dabei ist nicht nur das Klima entscheidend, sondern auch das richtige Biotop.

Der Schornsteinfegerfalter, der einst als einer der häufigsten Schmetterlinge in Deutschland galt, gilt heute als Verlierer. „Von dem Rückgang der Dürre 2018 hat sich die Art noch nicht erholt. Vor allem in vielen Gebieten des Tieflandes findet man sie nicht“, sagte Musche.

Wettereffekte könnten eine Rolle spielen

Experten wollen den wahrscheinlichen Rückgang der Schmetterlingspopulationen in diesem Jahr nicht überbewerten. „Ein einzelnes Ereignis kann für eine besonders hohe oder niedrige Anzahl an Schmetterlingen in einem Jahr sorgen“, sagte Mush. Eine langfristige Entwicklung ist sinnvoller. Jelinek betont, dass die Population von Jahr zu Jahr stark schwankt: „Wenn ein Jahr sehr schlecht ist, kann es sein, dass das nächste noch gut ist.“

Es gibt immer Zu- und Abgänge ohne ersichtlichen Grund. Wettereffekte wie starke Winterfröste oder kühle Frühlinge können eine Rolle spielen, aber auch Parasiten können eine Rolle spielen. Die Populationsgröße hängt auch von der Entwicklung der Larven im Vorjahr ab. Im Jahr 2022 wird es in weiten Teilen des Landes extrem trocken sein, die Folge könnte ein Verhungern der Larven sein, da die Wirtspflanzen leiden, wie Jelinek sagte.

„Auch Landschaftsveränderungen, Biotopzerstörung, Überdüngung und der Einsatz von Pestiziden spielten eine Rolle“, sagte Jelinek. Kann man den Schmetterlingen durch das Pflanzen etwas Gutes tun? Ja, sagen Experten – wenn man auf einheimische Arten angewiesen ist, die reichlich Nektar liefern. Vom beliebten Schmetterlingsstrauch, der laut Nabu ursprünglich aus China stammt, rät er ab: Er könnte andere Pflanzen verdrängen.

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