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Ist der Bundeskanzler vor Strafverfolgung geschützt?

Der Oberste Gerichtshof gewährt US-Präsidenten teilweise politische Immunität. Das stößt auf Kritik. Doch wie sieht es eigentlich in Deutschland aus?

Die politische Immunität soll Amtsinhaber und Mandatsträger schützen. Auch Bundeskanzler Olaf...
Die politische Immunität soll Amtsinhaber und Mandatsträger schützen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz?

Politische Immunität - Ist der Bundeskanzler vor Strafverfolgung geschützt?

Donald Trump eine "große Sieg" genannt: Das konservative Mehrheit am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten hat Montag entschieden, dass ehemalige Präsidenten absolutes Unantastbarkeit gegenüber strafbaren Handlungen während ihrer Amtszeit im Weissen Haus genießen. Dadurch verzögert sich somit weiter die Anfangsvorbereitung der Wahlbetrugverfahren gegen Donald Trump in Washington. Es ist unwahrscheinlich, dass der Prozess in Washington vor dem Präsidentenwahl in November beginnt.

Kritiker sehen in der Entscheidung eine gefährliche Erweiterung der Macht von US-Präsidenten. Präsident Joe Biden beschrieb die Entscheidung als "gefährliches Vorbild". Die New York Times schrieb: "Seit Montag ist das Prinzip, dass niemand über Gesetze stehen bleibt, aufgehoben."

Politische Unantastbarkeit dient dazu, Ämter und Amtsträger zu schützen. Sie ist umstritten, und manche halten sie für veraltet. Aber was ist das wirklich in Deutschland?

In der Bundesrepublik Deutschland ist die politische Unantastbarkeit des Bundespräsidenten – im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten – in der Verfassung, in Artikel 46 und 60 der Grundgesetz verankert. Der Bundespräsident kann deshalb nicht strafrechtlich verfolgt werden – außer wenn das Bundesparlament die Unantastbarkeit auf Antrag des Generalstaatsanwalts durch eine Mehrheitsentscheidung aufhebt.

Politische Unantastbarkeit für Abgeordnete

Letztmals bat das Hanoveraner Generalstaatsanwaltschaft 2012 die Aufhebung der Unantastbarkeit gegen den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Er wurde beschuldigt, Bestechung begangen zu haben. Wulff trat vor einer Entscheidung des Bundestages zurück, wodurch er seine Unantastbarkeit verlor. Später wurde er freigesprochen.

Abgeordnete im Deutschen Bundestag und in den Landesparlamenten genießen politische Unantastbarkeit. Die Unantastbarkeit der Abgeordneten dient dazu, die Funktionsfähigkeit der Parlamente sicherzustellen und politische Gegner durch politikmotivierte Klagen zu stummeln.

Die Bundeskanzlerin genießt grundsätzlich keine Unantastbarkeit

Es gibt eine Ausnahme: Wenn ein Politiker im Akt erwischt wird, kann er verhaftet werden. Und die Unantastbarkeit der Abgeordneten kann auch aufgehoben werden. Im Fall des Thüringer AfD-Vorsitzenden Bjoern Hoecke hat das Justizausschuss des Thüringer Landtages bereits sieben Ermittlungen gegen Hoecke genehmigt. Er wurde am Montag wegen des Gebrauchs eines verbotenen Nazi-Slogans mit Geldstrafe belegt.

Mitglieder der Bundesregierung, also die Bundeskanzlerin und ihre Minister, genießen in Deutschland keinerlei Unantastbarkeit aus ihren Ämtern heraus. Stattdessen sind sie als Abgeordnete geschützt. Die Unantastbarkeit dieser Ämterbediensteten würde ebenfalls eine Mehrheit im Bundestag aufheben müssen.

Das Oberste Gerichts urteil in den USA hat Debatten um politische Unantastbarkeit in Deutschland ausgelöst. Wie der US-Präsident, besitzt der Bundespräsident in Deutschland eine verfassungsmäßige Schutz gegen strafrechtliche Verfolgung, die vom Bundestag mit Mehrheitsentscheidung aufgehoben werden kann. Das wurde bei ehemalem Bundespräsident Christian Wulff 2012 deutlich.

Im Gegensatz zum US-Präsidenten genießen Bundeskanzler und Minister in Deutschland keine Unantastbarkeit aus ihren Ämtern heraus, sondern sind als Abgeordnete geschützt. Deshalb wäre auch die Unantastbarkeit dieser Amtsträger bedürfte einer Mehrheit im Bundestag, um aufgehoben zu werden.

Das Oberste Gerichts urteil in den USA hat Fragen zur Prinzip, dass niemand über Gesetze stehen bleibt, aufgeworfen. In Deutschland dient die Unantastbarkeit der Abgeordneten dazu, die Funktionsfähigkeit der Parlamente sicherzustellen und politisch motivierte Klagen gegen politische Gegner zu verhindern.

Das Oberste Gerichts urteil in den USA hat Kritik aus verschiedenen Kreisen ausgelöst, einschließlich von Präsident Joe Biden, der es als "gefährliches Vorbild" beschrieb. Former Präsident Donald Trump feierte das Urteil hingegen als "große Sieg".

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