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Losse-Müller gibt Bundespolitik – in den „Maschinenraum“

Eine ungewöhnliche politische Karriere endete schnell: Thomas Loos-Müller, Vorsitzender der schleswig-holsteinischen SPD-Fraktion, warf das Handtuch. Er wollte in den „Maschinenraum der Politik“ zurückkehren.

Thomas Losmüller (SPD) spricht auf einer Sondersitzung der Landesversammlung. Foto.aussiedlerbote.de
Thomas Losmüller (SPD) spricht auf einer Sondersitzung der Landesversammlung. Foto.aussiedlerbote.de

Parteien - Losse-Müller gibt Bundespolitik – in den „Maschinenraum“

Thomas Lose-Müller gab nach anderthalb Jahren sein Amt als Vorsitzender der Sozialdemokratischen Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag auf. Seine Entscheidung könnte zumindest vorerst überraschend sein. Bis vor Kurzem arbeitete der 50-Jährige an seinem Leidenschaftsprojekt, das Land in Richtung Klimaneutralität zu führen. Sein Vorschlag, einen milliardenschweren Schuldenfinanzierungsfonds einzurichten, scheiterte jedoch im Landtag.

Loser-Müller wird am kommenden Dienstag sein Amt als Fraktionsvorsitzender abgeben. Wie der sozialdemokratische Landesvorsitzende Serpil Midyatli ankündigte, werde sein Nachfolger noch am selben Tag gewählt. Nach der Landtagswahl im Mai 2022 trat Los-Müller die Nachfolge von Midiatli als Fraktionsvorsitzender an; die Sozialdemokraten erzielten bei den Wahlen desaströse Ergebnisse. Ob der frühere Fraktionschef Midiatli nun erneut für die Führung kandidieren will, gab es am Mittwoch keine Aussage.

Laut Ralf Stegner, dem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der Schleswig-Holsteinischen Sozialdemokraten, besteht kein Zeitdruck, einen geeigneten Nachfolger zu finden. „Die entscheidende Frage ist nicht, wie schnell die Entscheidung getroffen wird, sondern wie wirksam sie ist“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

Einerseits muss die intellektuelle und konzeptionelle Stärke, die Lowther-Müller mitbringt, etabliert werden, aber auch als Alternative zur Kanzlerin. Gleichzeitig müsse es gelingen, eine affektive sozialdemokratische Orientierung für den Neuanfang zu finden, „die es uns ermöglicht, aus dem tiefen Tal herauszukommen, in dem wir uns befinden.“

Stegner lobte Losmüllers Arbeit. Er hat mit einer sehr kleinen Fraktion gegen eine Regierung mit einer Zweidrittelmehrheit eine sehr schwierige Zeit durchgemacht. „Wir wussten vorher, dass er kein kämpferischer Sprecher der Opposition war.“ Das allein sei aber kein Einwand. Aus Stegners Sicht war die Schwere des Streits nicht das Hauptanliegen von Lowther-Müller. „Aber er ist nicht allein.“

Losse-Müller kündigte zudem an, im kommenden April aus dem Landtag auszuscheiden. Losse-Müller schreibt, es bedeute ihm sehr, dass er trotz der Wahlniederlage im Mai 2022 zum Präsidenten gewählt wurde. „Ich habe in dieser Zeit auch viel über mich selbst, meine Stärken und Schwächen gelernt.“ Er hofft nun, „wieder in den Maschinenraum der Politik einzusteigen und strategisch zu arbeiten.“ Er kündigte einen Wechsel zur Klimaneutral-Stiftung an und leitet als dritter Geschäftsführer den neu gegründeten Sozialen Klimarat.

Midyatli sagte, der Rücktritt sei unerwartet gewesen. „Das ist bei uns keine übliche Situation.“ In einer schriftlichen Stellungnahme antwortete sie gelassen: „Ich bedaure zwar seine persönliche Entscheidung, als Fraktionsvorsitzender zurückzutreten und seine Amtszeit aufzugeben, es zeigt aber auch sein Engagement für das Land.“ und ein großes Verantwortungsbewusstsein für die Partei“, betonte sie. „Angesichts seiner neuen beruflichen Rolle gebührt ihm großes Lob dafür, dass er diesen Moment gewählt hat, damit die Sozialdemokraten möglichst frühzeitig Weichen stellen können.“

Nach der Landtagswahl organisierte Lowther-Müller die Fraktion neu, fungierte als Vorsitzender und leitete sie mit hohem Verantwortungsbewusstsein. Mit ihm, sagte Midiatli, habe die SPD ein klares Bild in den Debatten mit der Regierung im Landtag.

Der ehemalige Banker Lowther-Müller blickt auf eine ungewöhnliche politische Karriere zurück. 2012 ernannte ihn Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) zum Landessekretär des Landes Schleswig-Holstein. Als Mitglied der Grünen wurde er 2014 unter dem sozialdemokratischen Bundeskanzler Torsten Albiger zum Staatskanzler befördert.

Nachdem die SPD die Landtagswahl 2017 verloren hatte und zur jamaikanischen Koalition aus CDU, Grünen und FDP wechselte, wechselte der zweifache Familienvater überraschend von der Politik in Kiel zu einer Unternehmensberatung und wurde erneut Spitzenkandidat der SPD im Staat. Wahlen 2022. Verlierer-Müller versuchte erfolglos, Wahlkampf gegen den beliebten CDU-Kanzler Daniel Günther zu führen. Lowther-Müller gilt als Politiker mit einem sehr scharfen analytischen Verstand, der auch in politischen Debatten einen verbindlichen und freundlichen Ton wahren kann.

Die Unterstützung der SPD bei den Wählern ging nach der Wahl 2022 zurück – die Partei erhielt nur 16 % Unterstützung und konnte keinen einzigen Wahlkreis gewinnen – und die Fraktion verschob ihre Führung, nachdem Midiatli sein Anliegen bereits öffentlich vorgetragen hatte. Nach internen Diskussionen musste der Landesvorsitzende einen Rückzieher machen und Lowther-Müller unterstützen. Die kommenden Tage werden zeigen, ob sie ihren alten Chefposten zurückerobern will und kann.

Grünen-Chef Lasse Petersdotter sagte, er respektiere die Entscheidung des sozialdemokratischen Fraktionsvorsitzenden. „Es besteht kein Zweifel, dass Thomas (Loss-Müller) für diese neue Aufgabe sehr gut geeignet ist, und ich freue mich auf die politischen Impulse, die die neue Rolle mit sich bringen wird.“ Christopher Vogt, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, dankte Loser-Müller für seine Rolle in der Oppositionskooperation in , trotz inhaltlicher Differenzen. SSW-Vorsitzender Lars Harm lobte die Kompetenz von Losse-Müller in der Sache und die Fairness der Transaktion. „Als SSW-Fraktion und parlamentarische Opposition haben wir mit Thomas Losse-Müller einen hervorragenden und verlässlichen Partner.“

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Quelle: www.stern.de

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