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Mode wird teurer, Handel fürchtet Bangladesch

Bangladesch ist einer der wichtigsten Textillieferanten für den europäischen Markt. Die politischen Unruhen im südasiatischen Land könnten den Händlern und Herstellern weiter negativ beeinflussen.

- Mode wird teurer, Handel fürchtet Bangladesch

Die Modeindustrie in Deutschland blickt derzeit besorgt nach Bangladesch. Das Land im Fernen Osten hat in letzter Zeit gewaltsame Proteste erlebt. Die Regierung des nun geflohenen ehemaligen Premierministers Sheikh Hasina verhängte Ausgangssperren und setzte Polizei- und Militärkräfte ein. Berichten zufolge haben über 400 Menschen ihr Leben verloren.

Bangladesch ist der zweitwichtigste Lieferant von Bekleidung für die Modeindustrie in Deutschland, nach China. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2023 Waren im Wert von insgesamt 7,1 Milliarden Euro aus Bangladesch importiert. Welche Auswirkungen hat die Krise in Bangladesch für Modehersteller und -händler?

Handel erwartet Auswirkungen

Der Deutsche Handelsverband (HDE) erwartet spürbare Auswirkungen und potenziell sogar steigende Preise für Verbraucher. "Als wichtige Produktionsstätte für die globale Modeindustrie können kurzfristige Fabrikschließungen und Produktionsausfälle zu Engpässen führen", sagte HDE-Chef Stefan Genth der Deutschen Presse-Agentur. Dies könnte zu höheren Preisen und reduzierter Verfügbarkeit von Modeartikeln für Verbraucher führen.

Die Bangladesh Chamber of Commerce berichtet von Plünderungen, Zerstörungen und Brandanschlägen auf zahlreiche Textilfabriken. Viele Betriebe blieben in den vergangenen Tagen aus Angst vor neuen Angriffen aufgrund der fehlenden Gesetzeshüter geschlossen, wie der Präsident der Deutsch-Bangladeschischen Handelskammer, M Maksud, mitteilt. Er fürchtet, dass ausländische Kunden ihre Aufträge nach Bangladesch reduzieren könnten, wenn sich die Lage nicht verbessert. Viele Fabrikbesitzer hoffen, dass mit der Übergangsregierung unter dem Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, der am Donnerstag vereidigt wurde, schnell wieder Normalität einkehrt.

Kik: "Wir beobachten die Situation in Bangladesch genau"

Der CEO des Verbands der Deutschen Messe- und Ausstellungswirtschaft, Textilien, Schuhe und Lederwaren (BTE), Axel Augustin, sagt: "Wenn es längere Produktionsbeschränkungen gibt, können Probleme bei einzelnen Marken und Händlern nicht ausgeschlossen werden. 'Ich zweifle jedoch daran, dass Kunden dies überhaupt bemerken werden, da die Lager insbesondere zu Saisonbeginn voll sind.' Wenn die Temperaturen stimmen, könnte auch Sommerbekleidung angeboten werden."

Der Verband der Deutschen Textil- und Modeindustrie berichtet bisher keine bemerkbaren Auswirkungen aufgrund der Situation in Bangladesch. Bisher gibt es keine Meldungen über Störungen in den Lieferketten, wie ein Sprecher mitteilt. Der Verband vertritt vor allem mittelständische Textil- und Modeproduzenten.

Große Unternehmen wie Zara, Hennes & Mauritz (H&M) und Kik lassen einen Großteil ihrer Bekleidung in Bangladesch produzieren. Ein Sprecher des Textildiscounters Kik sagte auf Anfrage: "Wir beobachten die Situation in Bangladesch genau." Die höchste Priorität in dieser angespannten Situation sei das Wohlbefinden der Menschen vor Ort. Sie hören von ihren Lieferanten in Bangladesch, dass die Situation sich beruhigt hat und die Produktion in den Fabriken wieder aufgenommen wurde.

Das Lieferantennetzwerk von Kik umfasst etwa 100 Textilfabriken in Bangladesch, wie das Unternehmen mitteilt. Im Falle von Lieferengpässen würden schnell und unkomplizierte Lösungen gefunden, wurde erklärt. Aufträge werden langfristig geplant, um sicherzustellen, dass Kunden das volle Sortiment im Geschäft vorfinden. Die schwedische Modekette H&M berichtete: "Laut den jüngsten Informationen öffnen die meisten Fabriken allmählich wieder. Sicherheit bleibt jedoch das wichtigste Anliegen."

Hugo Boss und Intersport wollen mehr in Europa produzieren

Bangladesch ist seit Jahren eines der wichtigsten Lieferländer für Bekleidung, wie die Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Der Anteil von Bangladesch an den Einfuhren stieg von 12 Prozent im Jahr 2013 auf über 20 Prozent.

In dem südasiatischen Land gibt es etwa 4.000 Textilfabriken, die über vier Millionen überwiegend weibliche Arbeiter beschäftigen, wie Zahlen der Bangladesh Garment Manufacturers and Exporters Association zeigen. Der Sektor generiert jährlich über 46 Milliarden US-Dollar und macht mehr als 80 Prozent der gesamten Exporte des Landes aus. Die meisten Textilien werden in die USA und nach Europa verschifft.

Was tut die lokale Modeindustrie, um Abhängigkeiten von einzelnen Standorten in Krisensituationen zu minimieren? Um Lieferengpässe zu vermeiden, haben Händler und Hersteller ihre Produktion diversifiziert und auf mehrere verschiedene Lieferländer verteilt, um die Versorgung zu gewährleisten.

In jüngster Zeit haben mehrere Händler Pläne bekanntgegeben, ihre Produktion aus Asien wegzuziehen. Der Modekonzern Hugo Boss möchte mehr in Europa und Amerika produzieren. Der Transport von Waren von einem Kontinent zum anderen sei nicht mehr zeitgemäß, wurde erklärt. Ein weiteres Motiv seien geopolitische Spannungen und der Wunsch, Abhängigkeiten zu vermeiden.

Der Sportartikelhändlerverband Intersport möchte ebenfalls weniger in Fernost und mehr in Europa und Nordafrika produzieren. Dies wurde mit schnelleren Lieferungen und größerer Unabhängigkeit von Asien begründet. Zudem soll die Produktion in Europa unterstützt werden.

Der Modehändler H&M, wie Zara und Kik, lässt einen Großteil seiner Bekleidung in Bangladesch produzieren. Ein Sprecher von H&M berichtete, dass die meisten Fabriken in Bangladesch allmählich wieder öffnen und Sicherheit das wichtigste Anliegen bleibt.

Der Textildiscounter Kik teilte ebenfalls mit, dass sein Lieferantennetzwerk etwa 100 Textilfabriken in Bangladesch umfasst. Laut Kik gibt es im Falle von Lieferengpässen schnelle und unkomplizierte Lösungen.

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