- Niedrige Fahrpreise: Lufthansa schließt Flugplan ein
Lufthansa kürzt ihr Flugangebot aufgrund des globalen Drucks auf Flugpreise. Der schnelle Anstieg des Angebots in den letzten Monaten hat die Konkurrenz erhöht und den Kunden mehr Wahlmöglichkeiten gegeben, wobei insbesondere chinesische Airlines die Preise in der Economy Class gedrückt haben, wie das Unternehmen mitteilt. CEO Carsten Spohr bezeichnet dies als "Normalisierung" der Preise, die nach der Wiedereröffnung nach der COVID-19-Pandemie deutlich gestiegen waren.
Erstmals muss sich das Kerngeschäft von Lufthansa der veränderten Nachfrage anpassen, mit deutlich mehr Freizeitreisenden an Bord. Die Kranich-Airline ist stärker vom asiatischen Markt und Geschäftsreisenden abhängig, die seit Überwindung der COVID-19-Pandemie nicht vollständig zurückgekehrt sind.
Ein Kostensenkungsprogramm soll helfen, wobei CFO Michael Niggemann angibt, dass Lufthansa Airlines trotz eines Kapazitätsanteils von 60 % nur 40 % des operativen Ergebnisses beisteuert. Das Unternehmen plant, Kurz- und Mittelstreckenflüge auf andere, kosteneffektivere Airlines zu verlagern und seine etwa 50 geleasten Flugzeuge primarily für saisonale Spitzenzeiten zu nutzen. Innerhalb der Gruppe sollen die neuen Tochtergesellschaften City Airlines und Discover Airlines in den kommenden Jahren auf Kosten von "Lufthansa Classic" wachsen. Theoretisch könnte Lufthansa schließlich dem Beispiel des Konkurrenten British Airways folgen und künftig nur noch Langstreckenflüge anbieten, während andere Unternehmen Zubringerflüge abwickeln.
Flüge von München und Frankfurt sind betroffen, wobei viele Streichungen den Münchner Hub betreffen. Es wird weniger Lufthansa-Verbindungen nach Chicago, Los Angeles und San Francisco ab Ende Juli geben, und Flüge nach Denver werden ab dem 17. Februar 2025 eingestellt, nachdem zuvor Flüge nach Washington und Osaka gestrichen wurden. smaller Airbus A350-Jets werden die größeren A380s auf Flügen nach Los Angeles im Januar und Februar ersetzen. In Frankfurt werden einige Flüge nach Los Angeles ab Ende Juli gestrichen, und Denver wird vom 8. Januar bis 15. Februar nicht bedient. Die Strecken Frankfurt-Münster und München-Tallinn sind aus dem Winterflugplan, der Ende Oktober beginnt, verschwunden.
In einem herausfordernden Frühjahr hat die Lufthansa-Gruppe deutlich weniger Gewinn erzielt als im Vorjahr. Das Unternehmen führte Streikkosten von rund 100 Millionen Euro und einen durchschnittlichen Rückgang von 5,3 % bei den Ticket-Einnahmen als Gründe für das schwache zweite Quartal an. Der konsolidierte Gewinn der Gruppe für das zweite Quartal betrug 469 Millionen Euro (2023: 881 Millionen Euro), wobei die Umsätze um 7 % auf 10 Milliarden Euro stiegen. Das Flugangebot wuchs im Jahresvergleich um 11 %. Spohr bestätigte das Ziel, im vollen Jahr 2024 92 % der Vorkrisen-Kapazität zu fliegen.
Besonders Verlustbringer war das Kerngeschäft Lufthansa, das nach sechs Monaten einen Verlust von 427 Millionen Euro eingeflogen hatte und damit um eine gute halbe Milliarde hinter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zurücklag. Das Unternehmen leidet auch unter verzögerten Lieferungen neuer Flugzeuge, für die bereits Piloten vollständig geschult wurden. Laut Niggemann verliert Lufthansa aufgrund höherer Kraftstoffpreise und niedrigerer Frachtraten pro Jahr eine zweistellige Millionenhöhe für jeden nicht durch ein neues Modell ersetzten Langstreckenflug. Tatsächlich möchte Lufthansa bis 2028 vier ineffiziente Flugzeugmodelle mit insgesamt 50 Flugzeugen aus der Flotte entfernen.
Im Gegensatz dazu hatte die Wartungstochter Lufthansa Technik ein Rekordjahr und erhöhte ihren Umsatz in der ersten Hälfte um 18 % auf 1,9 Milliarden Euro. Spohr bezeichnet die kürzlich bedrohte Teilveräußerung der Tochter als "einen Schatz im Portfolio". Das Unternehmen erwartet auch Gewinne auf oder über dem Niveau des Vorjahres für andere Airlines wie Swiss, Austrian, Brussels oder Eurowings.
Für das Gesamtjahr erwartet die Gruppe nun einen operativen Gewinn zwischen 1,4 und 1,8 Milliarden Euro (bereinigtes EBIT), nach zuvor angestrebtem 2,2 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal lag der operative Gewinn nur bei 686 Millionen Euro, verglichen mit 1,1 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Aufgrund der Probleme mit dem Kerngeschäft erwartet die Gruppe auch einen sinkenden operativen Gewinn im aktuellen Quartal im Vergleich zu 1,5 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres.