- Parchim will Wasser von zwei Kilometern Tiefe erwärmen.
Parchim soll in Mecklenburg-Vorpommern die nächste Stadt sein, die Geothermie für die Fernwärme nutzt. Laut den Plänen des Stadtwerks soll ab 2028 heißes Wasser aus Tiefen von 2.000 bis 2.300 Metern gefördert werden, wie der technische Direktor, Marcel Götting, mitteilt. Voruntersuchungen deuten darauf hin, dass das Wasser zwischen 95 und 100 Grad Celsius heiß sein könnte. Wärmetauscher werden verwendet, um das Wasser in das Fernwärmenetz zu pumpen.
Die Pläne in Parchim können auf geologische Untersuchungen aus der DDR-Zeit aufbauen. Diese sind jedoch nicht entirely zuverlässig, so Götting. Daher wird diese Woche die Untergrundvermessung in Parchim mit zwei sogenannten Vibro-Trucks durchgeführt. Eine vibrierende Platte unter den speziellen Trucks sendet Vibrationen in den Boden, deren Verlauf gemessen wird. Experten können damit feststellen, ob es zwischen der Oberfläche und der Schicht mit dem heißen geothermischen Wasser Hindernisse gibt. Dies könnten Salzlager oder Gipslinsen sein, wo Bohrungen erfolglos blieben. Da Bohrungen teuer sind, möchte man Misserfolge vermeiden.
Bundesförderung
Laut Götting sind derzeit etwa ein Drittel aller Haushalte in Parchim an das Fernwärmenetz angeschlossen, das erweitert wird. Geothermie soll fossile Brennstoffe wie Gas ersetzen. Der Einsatz von Geothermie wurde in Parchim bereits 2012 erwogen, war damals jedoch nicht wirtschaftlich. Nun gibt es Bundesförderung.
Die Bedingungen für den Einsatz von Geothermie in Norddeutschland sind gut. In Mecklenburg-Vorpommern nutzen bereits mehrere Stadtwerke warmes Wasser aus der Tiefe für die Fernwärme, zum Beispiel in Neustadt-Glewe, Neubrandenburg und Schwerin. In Waren an der Müritz ging 1984 die erste deutsche Anlage im Megawattbereich in Betrieb, was den Beginn der Nutzung von Tiefer Geothermie für die Wärmeversorgung in Deutschland markierte. Laut dem Bundesverband Geothermie sind noch sechs weitere Projekte in MV geplant.
Die Umsetzung der Geothermie für die Fernwärme in Parchim wird Wärmetauscher zur Verarbeitung des heißen geothermischen Wassers und dessen Integration in das Fernwärmenetz erfordern. Um Bohrmisserfolge aufgrund potentieller Hindernisse wie Salzlager oder Gipslinsen zu vermeiden, werden vor Beginn der Wärmeförderung im Jahr 2028 umfassende Untergrundvermessungen mit Vibro-Trucks durchgeführt.