Den mitunter schmalen Grat zwischen Produktion und Propaganda zeigt das Deutsche Historische Museum anhand von Auftragsbildern aus Industrien in DDR und BRD. Die Ausstellung «Fortschritt als Versprechen. Industriefotografie im geteilten Deutschland» ist von Freitag an bis zum 29. Mai in Berlin zu sehen.
Die Kuratorinnen Carola Jüllig und Stefanie Regina Dietzel haben für die Ausstellung in Archiven zahlreicher Unternehmen gesucht. Für den nach ihren Worten «wenig beachteten Teil der Industriefotografie» sind so neben den Beständen des Museums Leihgaben aus rund 40 Archiven zusammengekommen. Raphael Gross, Leiter des Museums, verwies darauf, dass die Arbeiten erstmals außerhalb von Archiven und ihrer damaligen Nutzung gezeigt werden.
In fünf Kapiteln zu Stahl-, Chemie-, Textil- und Autoindustrie werden Fotos, Broschüren und Selbstdarstellungen der Unternehmen jeweils aus beiden deutschen Staaten gegenübergestellt. Hinzu kommt als Prolog noch der nicht-produzierende Bereich des Kohlebergbaus.
Die einstige Verwendung der Fotografien erschließt sich mitunter auch durch die begleitenden Texte der damaligen Publikationen. Da heißt es etwa «Stahl ist Männersache» oder «Stahl aus Brandenburg – Deine Perspektive», wenn um Mitarbeit geworben wird. Auf den Fotos sind die Hallen ausgeleuchtet, die Produktionsstätten hergerichtet. Selbst im knallharten Kohlebergbau fehlt keinem der Kumpels unter Tage ein – zumindest leichtes – Lächeln auf den Lippen.
Im Automobilbereich lässt sich anhand der Fotos zum Beispiel nachvollziehen, dass es bei Modellen wie Trabant oder Wartburg kaum sichtbare Veränderungen in der Produktion gab. Zum Jubiläum ging es für den Trabi sogar aus dem Werk hinaus. Die Fotos mit großer Schleife um die Karosse entstanden in einem Fotostudio.