Radikale Ansichten und Aktionen - Stille Gedenkfeier für den gefallenen Offizier in Mannheim.
Eine Polizistin in ihrem zwanzigsten Lebensjahr, Tränen strömend über ihren Gesicht, steht in der Mitte ihrer Kollegen in Mannheim, während ein Mann, weinend, vor einem Meer von Blumen im Marktplatz von Mannheim kniet: Videoklips online zeigen, wie tief das tödliche Messerangriff in Mannheim die Stadt und viele Menschen außerhalb ihrer Grenzen berührt hat.
Tragisch ist, dass der 29-jährige Polizist Rouven Laur bei diesem Überfall ums Leben kam. Währenddessen wurden fünf weitere Männer verletzt, als ein 25-jähriger Afghanier die Teilnehmer einer Protestveranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) mit einem Messer angegriffen hat. Das Ereignis hat Diskussionen über engeren Abschieberegeln und Bedenken über mögliche Auseinandersetzungen bei zukünftigen Demonstrationen ausgelöst.
Eine Woche nach dem Vorfall wird der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Rouven Laur in Mannheim gedenken. Die Polizeibehörden in Baden-Württemberg haben eine Minute Schweigen um 11:34 Uhr, die genaue Zeit des tödlichen Angriffs auf den Polizisten, angekündigt. Steinmeier wird dort ein Kranz niederschlagen. Zusammen mit ihm sollen der Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Die Grünen) und der Innenminister Thomas Strobl (CDU) erscheinen. Die Landesregierung hat angefordert, dass Mitarbeiter aus Ministerien, Schulen und dem Parlament an der Minute Schweigen teilnehmen.
Außerdem hat die AfD eine Demonstration gegen Islamismus auf dem Marktplatz heute angekündigt. Gleichzeitig ist eine Gegenkundgebung geplant. Zunächst verhinderte die Stadt, dass solche Veranstaltungen auf dem Marktplatz stattfinden. Aber nachdem der afghanische Bürger einen Antrag an das Verwaltungsgericht Karlsruhe gestellt hat, hat dieses die Notanfrage genehmigt. Die Stadt hat dann beschlossen, gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts vor dem Verwaltungsgericht Baden-Württemberg zu klagen.
"Wir wollen zwei Tage vor den Europawahlen genau dort demonstrieren, wo das islamistische Terroranschlag stattfand, um einen klaren politischen Signal durch die Republik zu senden." So hat der Vorsitzende der AfD in Baden-Württemberg, Markus Frohnmaier, angekündigt.
Besorgnisse bezüglich dieser geplanten Demonstrationen wurden bereits vorher geäußert. Eine Woche vor dem Überfall hatte sich eine interparteiliche Allianz aufgerufen, dass Menschen auf dem Marktplatz zusammenkommen sollten, um Opfer von Gewalt und Hass zu ehren. Gleichzeitig fand eine Demonstration der Jungen Alternative auf dem Marktplatz statt. Das von der Jugendgruppe der AfD organisierte Rallye war auf "Remigration hätte diesen Akt verhindert!" thematisiert. Auf dem Marktplatz wurde "Nazis raus" zum Schreien.
Trotz der weiterhin bestehenden Schmerzen sind die fünf Opfer des Angriffs eine Woche später im Wiederaufschwung. "Wir sind alle noch in Schock", sagt Stefanie Kizina von Pax Europa. "Man muss sich erst überlegen, was passiert ist. (...) Man hat immer das Gefühl, dass etwas passieren würde, aber es hat nie so schlimm ausgesehen."
Der Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger, der jetzt im Krankenhaus behandelt wird, muss aufgrund seiner schweren Blutverluste vier bis acht Wochen für seine Genesung rechnen.
In Reaktion auf dieses Unglück plant die Bewegung, den Schutz ihrer Mitglieder zu erhöhen. "Es gibt keine weitere Veranstaltung ohne Netzschutz mehr", sagt Kizina weiter. "Die Polizeibeamten zahlen jetzt mehr Aufmerksamkeit auf uns."
Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, zeigt Bewunderung für die große Solidarität, die nach dem Tod von Rouven Laur gezeigt wurde. Dennoch steigen in den Reihen der Polizeibeamten gemischte Gefühle auf. "Leute fühlen sich enttäuscht", merkt Kusterer über die derzeitige Stimmung bei den Polizeibeamten an. "Die Enttäuschung gegenüber der Politik ist immens." Nach solchen Ereignissen gibt es stets umfangreiche politische Diskussionen und Forderungen, doch bleibt es oft bei wenig Änderungen. Deshalb ist es wichtig, die Ausbildung der Polizeibeamten, die Ausrüstung und die medizinische Versorgung für Verletzungen, die bei Angriffen zugezogen werden, zu überprüfen.
Die Polizeibeamten, die eine Woche nach dem Messerangriff involviert waren, erhalten psychologische Betreuung. Eine Sprecherin der Mannheimer Polizei sagte: "Diejenigen, die mit Laur gearbeitet haben und an dem tragischen Ereignis beteiligt waren, erhalten derzeit psychologische Betreuung." Die Präsidentin der Mannheimer Polizeihauptquartiere, Ulrike Schäfer, berichtete nur, dass Polizeibeamte psychologische Hilfe erhalten.
Die kriminalpsychologische Beraterin Ursula Gasch informierte den "Mannheimer Morgen": "Wenn ein Ereignis wie dieser tödliche Messerangriff passiert, reagiert die kollektive Reaktion mit Schock und Trauer. Man spricht von der sogenannten Polizeikultur, aber es geht eher um die positive Kollegialität, die ein Lebensrettungshaltung gegenüber den Gefahren dieses Berufs widerspiegelt." Konsequenterweise wird ein Angriff auf einen Polizisten als Angriff auf jeden Polizisten, unabhängig von der Lage, angesehen.
Der tödliche Messerangriff hat Diskussionen über engeren Abschieberegeln ausgelöst. In Reaktion darauf will der deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Abschiebung schwerer Straftäter nach Afghanistan und Syrien wieder zulassen. Scholz sagte im Bundestag: "Schwere Kriminelle sollen abgeschoben werden, auch wenn sie aus Afghanistan und Syrien stammen. Ihre Gefahr für die Gesellschaft hat sich nicht abgeschwächt."
Details über Scholzs Plan, wie er dies erreichen will, sind derzeit unklar. Das Innenministerium beschäftigt sich mit der praktischen Umsetzung und hat sogar Gespräche mit den Nachbarländern Afghanistans geführt.
Grüne Politiker warnen jedoch vor der Abschiebung von Straftätern nach Afghanistan. Luise Amtsberg, die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung (Grüne), sagte dem "taz" (online), "Jede Abschiebung und Abschiebung nach Afghanistan erfordert die Zusammenarbeit mit diesem islamistischen Terrorregime, fast eine Anerkennung der Taliban. Meiner Meinung nach wäre das eine große Fehler."
Karl Kopp, der Chef der Hilfsorganisation Pro Asyl, findet die Scholz-Pläne illegal. In einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" bestätigte Kopp, "Internationales Recht verbietet eindeutig die Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien." Diese Länder stellen die Gefahr von Folter und unmenschlichen Strafen dar, betont die Vereinten Nationen wiederholt.
Thorsten Frei, der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, begrüßte Scholz' Aussage. "Das ist mindestens ein entschlossener Schritt in die richtige Richtung", äußerte Frei am Freitag auf Deutschlandfunk. Er zweifelte jedoch, ob es Aktionen folgen werde, die Ankündigungen. In einem Interview mit dem "Spiegel" im Herbst hatte Scholz bereits erklärt, er wolle in größerem Umfang abschieben wollen.