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«Total bitter»: Turnerinnen nach Olympia-Aus enttäuscht

Deutsche Turnerinnen
Deutschlands Bundestrainer Gerben Wiersma (r) spricht zu den Turnerinnen.

«Brutal», «bitter», «Schock»: Das unerwartete und hauchdünne Olympia-Aus für das Frauen-Team hat im deutschen Turn-Lager eine tiefe Enttäuschung hinterlassen. Die Winzigkeit von 0,169 Punkten fehlte der von Verletzungsausfällen gebeutelten Riege bei den Weltmeisterschaften in Antwerpen für das ersehnte Ticket zu den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in Paris.

«Wir sind alle sehr enttäuscht. Wir sind hierhergekommen, um mindestens einen Platz besser zu sein, als wir es am Ende sind. Das ist total bitter», sagte Thomas Gutekunst, Sportdirektor des Deutschen Turner-Bundes (DTB), geknickt.

«Brutal» nannte er den Mini-Rückstand auf die glücklichen Südkoreanerinnen. Durch Platz 13 in der Qualifikation gab es für den DTB lediglich einen Quotenplatz für Paris.

Schäfer-Betz sichert Startplatz

Einzig Pauline Schäfer-Betz hätte Grund zur Freude gehabt. Die Chemnitzerin hat sich als beste deutsche Mehrkämpferin in Antwerpen einen persönlichen Startplatz in Paris gesichert. Zudem erreichte sie die WM-Finals im Vierkampf und am Schwebebalken. Doch die 26-Jährige litt wie die ebenfalls fürs Mehrkampf-Finale qualifizierte Sarah Voss (Köln) sowie Meolie Jauch (Stuttgart), Karina Schönmaier und Lea Marie Quaas (beide Chemnitz) unter dem unglücklichen Olympia-Aus und musste sich sortieren.

«Ich muss erst mal meine Gedanken ordnen, meine Emotionen ordnen, weil das wirklich eine Achterbahnfahrt der Gefühle war», sagte die Schwebebalken-Weltmeisterin von 2017. Als das Endergebnis von 157,128 Punkten auf der Anzeigetafel erschien, war das «so ein kleiner Schockmoment, weil man nicht wusste, welche Emotion gerade angemessen ist beziehungsweise wie man sich fühlen soll».

Einerseits freue man sich, dass man eine «geile Balken-Übung» geturnt habe, dass man im Mehrkampf-Finale sei, sagte Schäfer-Betz. «Auf der anderen Seite ist klar gewesen, dass es sein kann, dass es nicht reicht für die Olympia-Quali. Das war ein lachendes und ein weinendes Auge», gab sie zu.

«Stolz auf die Mädels»

Bundestrainer Gerben Wiersma wirkte leer und niedergeschlagen, als er in den Katakomben des Sportpaleis den Wettkampf Revue passieren ließ. «Zwei Zehntel, zwei Zehntel – das ist verrückt. Wir hatten Rückschläge. Das war das Maximum, das wir zeigen konnten», sagte der Niederländer zerknirscht, lobte aber gleichzeitig sein Team: «Ich bin wirklich stolz auf die Mädels. Wir hatten keine großen Fehler. Wir haben um jedes Zehntel gekämpft. Der Wettkampf war großartig, aber zwei Zehntel – man, das ist nichts.»

Zuvor hatten auf der Tribüne die verletzten Ex-Europameisterinnen Elisabeth Seitz (Stuttgart) und Emma Malewski (Chemnitz) ihren Kolleginnen die Daumen gedrückt und sie angefeuert. «Es war extrem knapp. Die Mädels haben sehr gut geturnt, aber es hat leider nicht gereicht», sagte die enttäuschte deutsche Rekordmeisterin Seitz und fügte an: «Erst die Verletzung, dann dieser Schock.»

Die 29-Jährige hatte sich Anfang September die rechte Achillessehne gerissen, Malewski sich kurz vor der Abreise zur WM einen Riss des Syndesmosebandes im rechten Fuß zugezogen. Im Sportpaleis saßen beide einträchtig nebeneinander, im kommenden Jahr werden sie Kontrahentinnen im Ringen um den einzigen freien Olympia-Startplatz sein. «Ich werde nun um den nicht namentlichen Spot kämpfen müssen. Aktuell ist das eine sehr bittere Pille, das muss ich noch verdauen», sagte Seitz.

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