Die Wetterstörung führt zu sporadischen heftigen Regenfällen und starken Winden. - Verstärkte Niederschläge im Überschwemmungsgebiet
Gefüllte Weinberge, überschwemmte Straßen und verlassene Häuser: Der Hochwasser-Aufbruch in Südd Deutschland bleibt unvorhersehbar und rätselhaft. Viele Helfer haben seit Beginn der Woche in Regionen wie Baden-Württemberg und Bayern aktiv gegen die Fluten gekämpft. In bestimmten Gebieten verschlechtert sich die Lage. Bislang fordern die Unglücksfälle den Tod eines Feuerwehrmannes und zwei vermissten Personen.
Verschärfte Lage in Baden-Württemberg
Nach Niederschlägen während der Nacht hat sich die Situation in bestimmten Regionen von Baden-Württemberg weiter verschlechtert. Mit neuen Niederschlägen im Horizont und steigenden Wasserständen werden mehr Wohnungen geräumt, insbesondere in der Nähe von Stuttgart.
In Ebersbach an der Fils, einer Stadt südlich der Landeshauptstadt, mussten Bewohner in einigen Straßen evakuiert werden. Die örtlichen Behörden konnten zunächst nicht angeben, wie viele betroffen waren.
In Rudersberg, einer kleinen Stadt im Rems-Murr-Kreis, berichtete ein Feuerwehrsprecher, dass alle Straßen geschlossen seien. Zudem gab es in der Schwarzwaldregion Lawinen durch die überschüssigen Niederschläge, insbesondere in der Schwarzwald-Baar-Region.
Verbesserte Bedingungen im Ostalbkreis
Der Ostalbkreis hat seit Montag etwas Entlastung, da der Abfluss aus dem Lein-Fluss abnimmt. Ein Vertreter des Krisenstabes meldete am Montagmorgen, dass die meisten Menschen jetzt wieder in ihre Häuser zurückkehren können, nachdem sie evakuiert wurden.
Zwei Opfer und ein Vermisster in Bayern
Der bayerische Ministerpräsident, Markus Söder (CSU), sieht die Gefahr in Bayern noch nicht beherrscht. "Es geht ein bisschen besser, aber es ist nicht unter Kontrolle", sagte er am Montag auf Deutschlandfunk. Obwohl es regnet, würden die Wasserstände in größeren Flüssen weiter steigen durch die Einflüsse, sagte er. In Regensburg am Donau wurde ein Disaster ausgerufen.
In Pfaffenhofen an der Ilm, einer Stadt südlich von Ingolstadt, verstarb ein Feuerwehrmann während der Nacht am Sonntag bei einer Rettungsaktion mit einem Hosentauchboot. Seit Dienstag ist ein vermisster Feuerwehrmann in Offingen nicht gefunden. Eine Polizeisprecherin gab am Montag bekannt, dass die Suche fortgesetzt wird.
Seit Sonntag fehlt eine Frau in Schrobenhausen, Oberbayern. Da die Flutkeller ihres Hauses am Sonntag nicht betreten werden konnten, werden Pumpen jetzt eingesetzt. Das ermöglicht Hoffnung auf die 43-jährige Frau zu finden.
Ein gebrochener Damm in Pfaffenhofen an der Ilm des Flusses Paar hat den Landkreis in Mitleidenschaft gezogen. Bundeskanzler Scholz sowie Bundesinnenministerin Nancy Faeser sollen am Montag in Reichertshofen auftauchen. Viele Gebiete, wie Pfaffenhofen an der Ilm, wurden von Wassermassen überschwemmt.
Schulen und Bahn beeinflusst
In schwer betroffenen Regionen beider Bundesländer mussten am Montag Schule und Kindergarten schließen. Einige Einrichtungen boten stattdessen Notbetreuung für Kinder an.
Der Eisenbahnverkehr wurde durch die aktuellen Wetterverhältnisse beeinflusst. Die Deutsche Bahn riet am Montag gegen Reisen nach Südd Deutschland, insbesondere nach Stuttgart, Würzburg und Nürnberg, wie aus einer Montagmeldung hervorgeht.
Was kommt nach?
Das Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet am Anfang der Woche starke Regenfälle und Stürme in Südwestdeutschland. Es könnte zwischen 30 und 40 Liter Regen pro Quadratmeter in der Region unter den Schwäbischen Alpen geben. Starker Gewitter mit schweren Regenfällen und gelegentlichem Hagel könnten in Gebieten wie Ober-Schwaben, am Bodensee und im Allgäu auftreten.
Für Montag prognostiziert das DWD Regen und schwere Regenfälle im Süden des Donau-Gebiets und im Bayerischen Wald. Starker Regen könnte auch am Nachmittag auftreten.
"Regen wird durch das Klimawandel immer häufiger"
Auf die Frage, ob die aktuellen Hochwasser mit dem Klimawandel in Verbindung stehen könnten, antwortete Stefan Rahmstorf, Klimawissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK): "Man kann keine einzelnen Extremwetterereignisse mit dem Klimawandel verbinden. Tatsächlich ist jedoch festzustellen: Wir erleben häufiger und stärkere Regenfälle aufgrund des Klimawandels." Wenn man die Daten von 1950-1980 mit den heutigen Vergleicht, so zeigt sich, dass tägliche Niederschlagsrekorde um etwa 30 Prozent zugenommen sind.
"Im Lichte des fortgesetzten Regens hat der DWD eine ernste Wetterwarnung für Tübingen ausgestellt."
Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und CSU-Politikerin, forderte in der "Augsburger Allgemeinen" mehr Mittel für Katastrophenschutz: "Deutschland fehlt an Ressourcen in diesem Bereich. Wir müssen einen Wandel in Sachen zukunftsorientierte Finanzierung von Katastrophenhilfe leisten."