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Warum das Verschwinden des Ödlands so eine Explosion ist

Wenn Menschen an Sümpfe denken, stellen sich viele Gruselgeschichten von Untergängen, Sumpfleichen oder zumindest unzugänglichem Gelände vor. „Die meisten Sümpfe sind nicht mehr so”, sagte Jan Peters, Sumpfspezialist in Berlin, am Dienstag. In Deutschland sind viele Trockenwiesen und Ackerflächen, die noch immer als Torfböden gelten. Es ist ein Sumpf .

Peters ist Geschäftsführer der Succow-Stiftung in Greifswald, die sich international für Feuchtgebiete und Naturschutz einsetzt. Seine Stiftung hat gemeinsam mit der Grünen nahen Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) « veröffentlicht. Mooratlas 2023 ».

Sümpfe absorbieren mehr Kohlenstoff als Wälder

Sümpfe entstehen überall auf der Welt, wo der Boden dauerhaft nass ist. Die Pflanzenteile zersetzen sich unter Wasser nicht vollständig und bilden Torf. Beispielsweise bestehen Torfböden im Gegensatz zu Mineralböden aus Biomasse. Laut Mooratlas bedecken Sümpfe 3 % der Landfläche der Erde – absorbieren aber doppelt so viel Kohlenstoff wie die Biomasse aller Wälder zusammen.

Das Problem entsteht, wenn der Wasserspiegel im Sumpf sinkt und der Torf austrocknet. Wenn Sauerstoff den Torf erreicht, zerfällt er und setzt Kohlenstoff frei. „Trockene Moore bedecken zwar weniger als 0,5 Prozent der Landoberfläche der Erde, sind aber für mehr als 4 Prozent der weltweiten anthropogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich”, sagt Imme Scholz, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. Der Flugverkehr verursacht noch mehr Treibhausgasemissionen.

Schon seit Jahrhunderten werden Gräben ausgehoben und Sümpfe trockengelegt, beispielsweise um sie landwirtschaftlich nutzen zu können. In Deutschland gelten rund 95 % der Moore als trocken. „Trockenmoore sind in Deutschland für 7 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich“, sagte Scholz. Durch Wiedervernässung – beispielsweise durch Verfüllen von Gräben – kann diese Emissionsquelle auf nahezu null reduziert werden. „Das ist notwendig, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.“

Wiederbefeuchtung von Feuchtgebieten ist unerlässlich

Jährlich muss laut Peters die deutsche Bodenseeregion wiederbefeuchtet werden – etwa 50.000 Hektar. „Derzeit bewirtschaften wir weniger als 2.000 Hektar pro Jahr.“ Es gibt viel zu tun. Dieses Thema wurde lange vernachlässigt. Gleichzeitig bewegt sich die Politik zumindest in die richtige Richtung, wie etwa die Verabschiedung der Sumpfschutzstrategie oder des Aktionsplans „Natur-Klimaschutz“ bis Ende 2022. Der Marsh Conservation Atlas kritisierte jedoch, dass die Marschschutzstrategie nicht ambitioniert genug sei.

In Mitteleuropa sollen über 90 % der Sümpfe zerstört worden sein. Betroffen sind laut Scholz auch tropische und subtropische Regionen. In den vergangenen 15 bis 20 Jahren wurden große Landflächen für Palmölplantagen oder Holzplantagen trockengelegt. Ihrer Meinung nach wird das Kongobecken den Zugang zu einem der größten zusammenhängenden Sümpfe der Welt gewähren, beispielsweise zur Holz- und Ölgewinnung.

Strukturwandel muss begleitet werden

p> “Aus unserer Sicht ist es wichtig, ein verbindliches internationales Abkommen zum Schutz intakter Moore und zur Wiederherstellung ausgelaugter Moorböden zu erreichen”, sagte sie. Europa und Deutschland sollten andere Länder beim Schutz der Sümpfe unterstützen. Schließlich hat Deutschland enorme Summen für den Klimaschutz und die Biodiversität zugesagt.

Zur Renaturierung sagte BUND-Präsident Olaf Bandt: „Die Gefahr ist groß, dass dies das nächste große Thema zwischen Naturschutz, Klimaschutz und Agroforstwirtschaft wird“. Länder und Bund müssen diesen Kulturwandel mit Geld und Struktur begleiten. Das Stichwort lautet hier Paludikultur – Feuchtgebietskultivierung. Ein traditionelles Beispiel ist das Pflanzen von Schilf für Strohdächer. Dieser Rohstoff wird derzeit größtenteils importiert. Laut Experten lässt sich Schilf auch zu Brenn- und anderen Baustoffen verarbeiten. Büffel können auch aufgezogen werden.

Allerdings war die Umstellung auf den Anbau von Schilf für Landwirte bisher nicht rentabel, auch wegen der erforderlichen speziellen Technologie und der fehlenden Wertschöpfungskette.

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Was können Verbraucher tun, um zum Schutz der Moore beizutragen? “Die Reduzierung des Fleischkonsums ist entscheidend”, sagte Bandt. Dieser Trend muss in Deutschland fortgesetzt werden. Der größte Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird als Futter- und Weideland genutzt. Sie können auch mehr nachnässen, wenn Sie die Anzahl der Tiere reduzieren. Auch beim Kauf von Blumenerde gilt: „Torf gibt es nicht im Garten, Torf gehört ins Moor und nirgendwo sonst.“

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