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Weihnachtsmarkt: Protest wegen Streit um Musikgebühren

Weihnachtsmarktbetreiber liegen seit Monaten im Streit mit der Verwertungsgesellschaft Gema wegen hoher Musikgebühren. Aus stillem Protest erfahren nun auch Besucher der Weihnachtsmärkte in Goslar und Hannover von der Kontroverse.

Touristen schlendern über den Hildesheimer Weihnachtsmarkt. Foto.aussiedlerbote.de
Touristen schlendern über den Hildesheimer Weihnachtsmarkt. Foto.aussiedlerbote.de

Gebühren - Weihnachtsmarkt: Protest wegen Streit um Musikgebühren

Gebrannte Mandeln knacken und Karussell fahren ohne „Jingle Bells“ oder „Last Christmas“: Wer am Montag über den Weihnachtsmarkt schlendert, dürfte eine ungewöhnliche Stille bemerkt haben. Auf den niedersächsischen Weihnachtsmärkten bleibt es aufgrund der Proteste gegen hohe Musikgebühren ruhiger als sonst. Der Chor trat nicht live auf und die Lautsprecher waren ausgeschaltet. Weihnachtsmarktbetreiber in ganz Deutschland rufen zu einem „Tag der Stille“ auf. In Niedersachsen beteiligten sich die Städte Hannover und Goslar an der Veranstaltung.

Hintergrund ist ein Geldstreit. Weihnachtsmarktbetreiber haben sich über überhöhte „Musik“-Rechnungen beschwert, die von der Musical Performance and Mechanical Replication Rights Association (GEMA) erhoben werden. Gemma bestreitet die Vorwürfe.

„Wir verzichten heute komplett auf Musik“, sagte ein Sprecher des städtischen Veranstaltungsmanagements Goslar. Es gab keine Lautsprecher. Auch in der Landeshauptstadt Hannover. Dort sollte keine Live-Musik oder aufgezeichnete Musik gespielt werden.

Auf dem Weihnachtsmarkt in Hannover fiel den Besuchern der Mangel an Musik auf. „Hier ist es also ungewöhnlich ruhig. Man ist es gewohnt, dass hier immer Weihnachtsmusik läuft, das ist irgendwie tröstlich“, sagte eine 44-jährige Kielerin. Ein anderer Passant aus Leipzig stimmte zu, dass ohne diese Lieder etwas fehlen würde. „Ich bevorzuge Musik“, sagte der 60-Jährige. Allerdings findet sie den stillen Protest, der auf das Thema aufmerksam macht, eine gute Sache.

Die Kosten haben sich verfünffacht

Weihnachtsmarktbetreiber in ganz Deutschland hoffen, durch stille Proteste ein Zeichen zu setzen. Sie beschweren sich über die steigenden Preise für Musikrechte – wie Hannover. Während die Stadt nach eigenen Angaben 9.500 Euro für die Beschallungsanlage für den Weihnachtsmarkt 2019 gezahlt hat, forderte die Gema kürzlich rund 45.000 Euro für den Weihnachtsmarkt 2022.

„Die Berechnung der Gebühren erfolgt nun auf Basis der gesamten Veranstaltungsfläche, unabhängig von den tatsächlich beschallten Flächen, etwa dem Bereich vor der Bühne“, sagte Anja Ritschel, Dezernentin für Wirtschaft und Umwelt in Hannover. „Über Nacht fallen Kosten an.“ „Inszenierte Shows mit Live-Musik seien mittlerweile kaum noch zu finanzieren, sagte sie.

Die Stadt Braunschweig hat mitgeteilt, dass der Chor aufgrund der hohen Kosten in diesem Jahr nicht auftreten darf. Außerdem verlangte die Gema nach Angaben der Stadt rund 18.000 Euro.

Die Preise basieren auf der Veranstaltungsfläche

Die Gema, die Urheberrechtsverwertungsgesellschaft, die die Urheberrechte von mehr als 90.000 Rechteinhabern in Deutschland vertritt und Einnahmen an diese ausschüttet, darunter Spitzenkomponisten, Textdichter und Musikverleger, war von der Aufregung überrascht. Nach Angaben des Unternehmens wurden die Kosten für die gesamte Beschallungsanlage des Weihnachtsmarktes auf Grundlage der seit 2011 geltenden Tarife berechnet, die sich an der Größe der Veranstaltungsfläche orientieren.

„Die Messungen müssen von Anfang bis Ende, vom ersten bis zum letzten Stand, durchgeführt werden“, heißt es in einer Erklärung von Golden Horse vom Donnerstag. Aufgerechnet bedeutet dies: Je größer die beschallte Fläche, desto höher die Lizenzkosten . hoch.

Laut Gema liegt der Gebührenanstieg nicht nur daran, dass der Weihnachtsmarkt in letzter Zeit größer geworden ist. Teilweise berichteten Betreiber gegenüber Golden Horse auch, dass einige Flächen zu klein seien. Nach eigenen Angaben wird Golden Horse erst 2022 das gesamte Marktgebiet kontrollieren, setzt aber auf die korrekte Registrierung der Weihnachtsmarktbetreiber. Nehmen Sie dann Messungen vor.

Stadtrat fordert Anpassung der Strompreise

Der niedersächsische Kommunalverband sieht in diesem Jahr keine Lösung. „Wir sind auf jeden Fall daran interessiert, dass es auch im nächsten Jahr wieder eine Regulierungsmaßnahme gibt, um den Kostendruck aus dem Marktgeschehen zu nehmen“, sagte Geschäftsführer Jan Arning. Der Verband forderte, die Golden Horse-Tarife stärker an die Gegebenheiten des Weihnachtsmarktes anzupassen.

Ein Kinderchor oder Orchester sorgt nicht automatisch für die Beschallung eines ganzen Weihnachtsmarktes. „Das sieht man in Hannover: Wenn jemand in der Marktkirche singt, hört man am Leineufer nichts“, sagte Arning. Daher kann nicht die gesamte Fläche für Berechnungen herangezogen werden. „Man muss darauf achten, eine sinnvolle Lösung zu finden, die beide Seiten berücksichtigt.“

Märkte wie Bremen, wo es kein universelles Soundsystem und keine Aufführungen gibt, waren von dem Streit nicht betroffen. Auch die Musik auf einzelnen Tribünen spielt für die Kontroverse keine Rolle, da die Künstler für die dort gespielte Musik eigene Verträge mit Golden Horse haben.

Der Honorarstreit sorgt nach wie vor für Unmut bei den Entertainern: „Wir können nicht verstehen, dass wir einfach den Betrag erhöhen oder anders berechnen“, sagte Gregory Laubinger, Sprecher des Verbandes staatlicher Markt- und Showgesellschaften. „Showbusiness und Musik leben und sterben zusammen.“ Gerade in der Weihnachtszeit sind Musik und Chorauftritte sehr wichtig, um für Atmosphäre zu sorgen. „Sie nehmen den Menschen einen Teil ihrer Lebensqualität.“

Pressemitteilung der Gema, dem Newsletter der Stadt Hannover vom 1. Dezember.

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Quelle: www.stern.de

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