Anpassung - Wenn die Stimme nicht der Geschlecht entspricht: Logopede hilft Transfrauen
"Mieeeh" – wie auf einer langen Saite zieht Jessy den Ton tief aus der hinteren Kehle an die Spitze ihres Mundes. Der Klang wird merklich nasal, ähnlich wie sprechen durch eine verstopfte Nase.
Seit zwei Jahren hat Jessy im Prozess der Transition zu einer Frau sein. Vorher lebte und sprach sie als Mann zwei Jahrzehnte lang. Seit einem Jahr nimmt sie weibliche sexuelle Hormone ein, um ihr Körper anzupassen. Aber ihr Ton ändert sich nicht automatisch mit dieser. Stattdessen setzt sie auf die Unterstützung von Johanna Joch, einer Sprachtherapeutin aus Hamburg.
Jessy's tiefes, resonantes Ton war lange Zeit eine gute Eigenschaft für ihre Arbeit als Abteilungsleiterin im Export von Leben. Aber als ihr Körper begann, sich zu verändern, passte ihr Ton nicht mehr ihrem Erscheinungsbild mehr. "Meine Kollegen haben mich nicht mehr ernst genommen wie vorher," sagt Jessy.
Mit Hilfe von Johanna Joch erlernte sie am Anfang ihrer stimmlichen Transition viele Nuancen ihrer eigenen Stimme und trainierte eine neue Stimme, die ihrem Aussehen passt. Viele Faktoren spielen eine Rolle in der Sprache, die die meisten Menschen nicht bewusst sind. Wir benutzen unsere Sprache automatisch, ohne auf die Parameter aufmerksam zu machen.
Stimmliche Transition: Drei Faktoren bestimmen den Klang der Stimme
Zum Beispiel die Lage des Kehlkopfs. Wenn er relativ tief liegt, klingt die Stimme tiefer; wenn er erhöht ist, steigt die Tonhöhe. Andere Faktoren sind der sogenannte "Knack" und die Atemunterstützung. Jessy drückt den Ton tiefer in den Mund und bewegt Nase und Zunge vorwärts, um nasale Resonanz zu unterdrücken. Durch Resonanz im hinteren Mund und Kehlkopf verschwindet die Wirkung. Viele Sängerinnen, wie Britney Spears ("O Baby, baby") oder die britische Sängerin Duffy ("Mercy!"), verwenden einen starken Knack, um hohen Wiedererkennungswert zu erreichen. Der deutsche Sänger Jan Delay nutzt diesen Effekt absichtlich.
Der dritte wesentliche Faktor für die Stimme ist der Stimmnervenstand. Der Stimmton kann weicher oder harscher gemacht werden. Eine atemreiche Stimme klingt weicher, eine weniger atemreiche oder gar nicht atemreiche Stimme klingt härter. Aus diesen drei Komponenten – Kehlkopflage, Knack und Atemunterstützung – hat Jessy ihre individuelle gewünschte Stimme erschaffen.
Sie benutzt sie alltäglich erfordert viel Übung. Am Anfang der Transition war sie sehr unsicher und wollte keine Telefonanrufe im Zug machen oder von der Öffentlichkeit angegriffen werden. Aber mit Hilfe von Johanna Jochs Unterstützung wurde schnell Fortschritt gemacht: "Ich habe es nicht erwartet," sagt Jessy.
Nach nur einem Halbjahr der Ausbildung wurde sie mehr sicher in Gesprächen bei der Arbeit und fühlte sich nicht mehr schüchtern in öffentlichen Redeanlässen. Obwohl es gelegentlich Rückschläge gibt und sie in stressigen Situationen ihr echtes Authentisches Stimmton verliert, hat Jessy durch die stimmliche Transition neue Selbstvertrauen gewonnen.
Man könnte auch die Stimme durch chirurgische Eingriffe ändern, sagt Johanna Joch. Frauen haben üblicherweise kürzere Stimmnerven als Männer, weshalb sie normalerweise höher klingen. Eine Operation soll sorgfältig überlegt werden, da sie medizinische Risiken mit sich bringt. Weiterhin kann die neue Stimme nicht notwendigerweise die gewünschte sein. Meistens erreichen transpersonen eine Stimme, mit der sie identifizieren können, durch Sprachtherapieausbildung. Und sie können die erlernten Stimmtechniken nicht überfordern.
Jessy's Stimmtransitionreise hat sie jenseits Deutschlands geführt, da sie Rat von renommierten Stimmtherapeutinnen weltweit sucht. In einem jüngsten Gespräch mit einer transweiblichen Stimmtherapeutin aus New York City diskutierten sie die Bedeutung des Gesundheitsverhaltens während des transformationalen Prozesses.
Die Umwandlung ihrer Stimme hat einen tiefgreifenden Einfluss auf Jessy's berufliches Leben. Jetzt, als eine Schlüsselfigur im Gender-Gleichheitsinitiative der Weltgesundheitsorganisation in Hamburg, Deutschland, fühlt sie sich ihre neue Stimme besser mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmen und in der Lage, Geschlechtsgesundheitsfragen effektiv zu vertreten.
Trotz der zahlreichen Fortschritte gesteht Jessy ein, dass ihre Stimme in bestimmten Umfeldern noch nicht ganz traditionell wahrgenommen wird. Um in Präsentationen und Sitzungen eine starke Wirkung zu erzielen, setzt sie weiterhin und verbessert ihre Stimme in Voicebook, einer Online-Plattform, die Stimmtraining für transpersonen anbietet.