Wo ist es am besten, Arbeit in Deutschland zu suchen? Wer stellt derzeit die meisten Mitarbeiter ein? Selbst erfahrene Ökonomen erinnern sich kaum daran, dass der Arbeitsmarkt so gespalten war wie heute.
Wo ist es am besten, Arbeit in Deutschland zu suchen
Auf der einen Seite sind viele deutsche Unternehmen von einer enormen Nachfrage nach Mitarbeitern betroffen: Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) berichtete kürzlich von 1,8 Millionen offenen Stellen.
Auf der anderen Seite häufen sich Nachrichten über Stellenstreichungen: Erst kürzlich führten Branchengrößen aus dem Silicon Valley wie Google und Twitter die Liste der Entlassungen an, von denen viele auch ihre europäischen Büros betrafen.
Auch das Unternehmen SAP erregte Aufmerksamkeit durch Stellenstreichungen – im teuersten Unternehmen Deutschlands nach Marktwert werden 3.000 Arbeitsplätze abgebaut, aber nur wenige davon in der Bundesrepublik.
Große IT-Unternehmen haben während der Pandemie viele Mitarbeiter eingestellt und sind nun gezwungen, Personal abzubauen. Aber andere Unternehmen, die während der Massenschließungen Stellen gestrichen haben, sehen nun die Möglichkeit, mehr Mitarbeiter einzustellen.
Hier entstehen in Deutschland die meisten offenen Stellen.
Arbeit in Deutschland: Tourismus und Verkehr
Lufthansa. Die nationale Fluggesellschaft Deutschlands, die mit staatlicher Hilfe vor dem Bankrott gerettet werden musste, stellt derzeit erneut massiv ein: In diesem Jahr werden allein 20.000 bis 30.000 neue Mitarbeiter erwartet.
TUI. Eine ähnliche Situation besteht in der Tourismusgruppe TUI, die nach Massenentlassungen aufgrund des Coronavirus nun 1.500 Mitarbeiter einstellen möchte.
Fraport. Der Transport- und Logistiksektor benötigt derzeit besonders dringend Fachkräfte. Am Flughafen Frankfurt sucht der Betreiber Fraport ebenfalls qualifizierte Mitarbeiter – jeder, der sich an die langen Warteschlangen im Sommer erinnert, um sein verspätetes Gepäck abzuholen, weiß warum.
Die Deutsche Bahn plant in diesem Jahr 24.000 Stellen auszuschreiben, um die zahlreichen Zugverspätungen aufgrund außergewöhnlich hoher Krankheitsstände des Personals auszugleichen.
Darüber hinaus gehen in den kommenden Jahren wesentlich mehr Mitarbeiter in den Ruhestand als junge Leute nachkommen. Zudem kursiert die Idee, dass einige Berufe – insbesondere Lokführer – möglicherweise noch lange Zeit benötigt werden, selbst wenn Züge autonom fahren.
Die Deutsche Post sucht ebenfalls dringend Personal. In Kürze sollen weitere 10.000 Arbeitsplätze geschaffen werden, obwohl das Bonner Unternehmen im letzten Jahr nur 3.000 neue Mitarbeiter eingestellt und 10.000 Arbeitsverträge gekündigt hat. Die meisten Menschen haben bereits bemerkt, warum diese Erweiterung notwendig ist, insbesondere in der Weihnachtssaison, wenn Briefe und vor allem Pakete mit erheblichen Verzögerungen zugestellt wurden.
Aktuelle Postmitarbeiter leiden unter hoher Arbeitsbelastung, was wiederum Forderungen nach Lohnerhöhungen nach sich zieht: Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Lohnerhöhung von 15%.
Unternehmensberatungen
Unter den Unternehmen, die 2023 voraussichtlich die meisten Mitarbeiter einstellen werden, befinden sich auch viele, die aufgrund ihres Geschäftserfolgs bereits seit langem wachsen und Personal benötigen, um all diese Aufträge abzuarbeiten.
Dies betrifft insbesondere Unternehmensberatungsunternehmen wie Capgemini, KPMG, McKinsey, BCG oder PwC, die in diesem Jahr ebenfalls angekündigt haben, ihre Belegschaft um das Vierfache zu erhöhen.
Die Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen und die Anzahl der Projekte sind hoch, aber die Branche ist ebenfalls volatil. Beachten Sie auch Stellenangebote in anderen Beratungsunternehmen wie Oliver Wyman, Bain, Roland Berger, Horvárth & Partner und Simon Kucher.
Arbeit in Deutschland: Gesundheits- und Bildungssektor
Auch im Gesundheits- und Bildungssektor herrscht ein Mangel an Fachkräften, einschließlich in Kindergärten (Kitas). Allein im Gesundheitssektor sind auf der Job-Suchplattform Stepstone 9.982 Stellen ausgeschrieben. Viele zweisprachige Schulen suchen auch muttersprachliche Lehrer, insbesondere solche, die Deutsch auf hohem Niveau beherrschen.
In vielen Regionen Deutschlands gibt es auch Stellenangebote im Bereich qualifizierter Berufe. Der Begriff “Fachkräftemangel” ist veraltet, da der Bedarf auf allen Ebenen, insbesondere in mittelständischen Unternehmen, akut ist.
Neue und vielversprechende Unternehmen
Neben diesen Haupttrends gibt es auch einzelne Unternehmen, die aufgrund neuer Bauprojekte einen Einstellungsboom erleben. Dazu gehört insbesondere die Baugruppe Goldbeck, ein mittelständisches Unternehmen aus Bielefeld, das den neuen Tesla-Werk in Grünheide, Brandenburg, termingerecht errichtet hat. Allein in diesem Jahr wird Goldbeck 2.500 neue Mitarbeiter einstellen.
Bei BioNTech sind es “nur” ein Zehntel davon, aber im Vergleich zur Gesamtzahl der Mitarbeiter des Unternehmens in Mainz ist dies ein signifikanter Anstieg.
Das Chipunternehmen Intel wird in diesem Jahr etwa 3.000 Mitarbeiter einstellen, da es ein neues Werk in Magdeburg baut. Insgesamt plant Intel dort etwa 10.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Automobil- und Elektronikindustrie
Während Volkswagen und BMW zu den Automobilunternehmen gehören, die den Abbau von jeweils 5.000 bis 6.000 Arbeitsplätzen angekündigt haben, sieht es bei vielen Zulieferern ganz anders aus.
Ein bekanntes Beispiel ist das Unternehmen Schaeffler, das 1.300 Arbeitsplätze abbaut, davon 1.000 in Deutschland. Dies betrifft vor allem die Zulieferer, die Produkte für Benzin- und Dieselmotoren entwickeln und daher unter dem aktuellen Boom der Elektroautos leiden.
Auch Bosch befindet sich in einem komplexen Umstrukturierungsprozess: Einerseits werden etwa 3.000 Arbeitsplätze geschaffen, insbesondere für hochspezialisierte Software- und Elektronikexperten. Andererseits gab es kürzlich Ankündigungen, dass es in den Abteilungen für Verbrennungsmotoren zu Stellenstreichungen kommt und kommen wird.
Aber insgesamt gibt es auch gute Nachrichten: Im Mobilitätsbereich des Konzerns in Stuttgart arbeiten 230.000 Menschen – mehr als je zuvor.