Zadie Smith geht mit Fraud neue Wege.
Zehn Jahre nach seinem Verschwinden taucht der verlorene Sohn in England wieder auf. Plötzlich wurde Roger Titchburn weniger gebildet, übergewichtig, sprach kein Französisch mehr und seine Tätowierungen verschwanden. Eigentlich war klar, dass es sich bei dem Mann um einen Betrüger handelte – doch seine Mutter glaubte, ihr Sohn würde nach seinem Schiffbruch zurückkehren.
Damit ist sie die einzige in einer Adelsfamilie, und die Verwandten wollen nicht, dass dieser Mann ein Lügner wird. Familienmitglieder akzeptieren den Erben. Der Fall landete schließlich vor Gericht und sorgte im Großbritannien des 19. Jahrhunderts für Aufsehen, denn trotz vieler Anzeichen von Betrug wurde der als „Aspirant“ bekannte Mann schließlich zu einer Heldenfigur für die Armen, die gegen die bestehende Machtstruktur rebellierten. .
Es hört sich an, als wäre tatsächlich etwas aus einem Roman passiert – die britische Bestsellerautorin Zadie Smith verwendet jetzt das Wort „Betrug“, um den Fall Titchburn abzuschließen. Smith, der zuvor große Erfolge auf dem Gebiet der zeitgenössischen Literatur erzielt hat, versucht sich nun erstmals an historischen Romanen.
Dieses Experiment war zweifellos ein Erfolg. Dennoch werden die aktuellen Referenzen beim Lesen klarer. Tichbornes Unterstützer nutzten Demonstrationen, Slogans, Plakate und Spendenaktionen, um den „Anwärter“ zu unterstützen – und die Vergleiche mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump waren offensichtlich.
„Deception“ ist ein komplexes Buch, und der Prozess bildet nur wenige Erzählstränge. Der Autor verknüpft Beweise aus dem Gerichtssaal mit der Geschichte des Sklaven und Zeugen Andrew Bogle. Schonungslos beschreibt sie die brutalen Misshandlungen in den Sklavenlagern Jamaikas und die Auswirkungen des Kolonialismus.
Im Vergleich dazu wirkt die Handlung um den schwindenden Schriftsteller William Ainsworth fast absurd. Ainsworth hat mit einem Relevanzverlust zu kämpfen und steht in ständiger Konkurrenz zu Charles Dickens. Die Abendessen und Scherze verschiedener britischer Intellektueller verleihen dem Buch eine weitere Ebene.
Smiths neuer Roman beginnt schnell mit kurzen Kapiteln und vielen Zeitsprüngen. Der Autor entführt den Leser auf charmante Weise zurück in die viktorianische Zeit. Auf 528 Seiten gibt sie jeder Figur Raum zur Entfaltung. „The Fraud“ ist ein sehr komplexes Buch, und es reicht kaum aus, es einmal zu lesen, um es vollständig zu verstehen.
Zadie Smith: Fraud, Kippenhoyle and Fraud Witsch, 528 Seiten, ISBN 978-3-462-00544-8
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Quelle: www.bild.de