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Zwangsprostitution an der Grenze: Fluchtwege

Seit fast 30 Jahren kämpft ein Verein gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern an der deutsch-tschechischen Grenze. Mitarbeiter warnen, dass der wachsende Zustrom von Flüchtlingen nach Sachsen das Leid schutzbedürftiger Menschen verstärken könnte.

Ein Nachtclub in Obermoldau (Tschechische Republik) nahe der deutsch-tschechischen Grenze. Foto.aussiedlerbote.de
Ein Nachtclub in Obermoldau (Tschechische Republik) nahe der deutsch-tschechischen Grenze. Foto.aussiedlerbote.de

Menschenrechte - Zwangsprostitution an der Grenze: Fluchtwege

Junge Frauen, die zur Prostitution in Privatwohnungen oder Nachtclubs gezwungen werden, sowie Minderjährige, die im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechien Opfer sexueller Übergriffe werden: Für die Plauener Hilfsorganisation Karo sind solche Fälle an der Tagesordnung Es passiert leider alles – und das ist seitdem so. Doch Sozialarbeiter beobachten zunehmend, dass Menschenhändler Fluchtwege nutzen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. „Das erleichtert die Einschleusung schutzbedürftiger Menschen“, sagte Catherine Sauer-Kelpin, Geschäftsführerin der Deutschen Presse-Agentur.

Seit fast 30 Jahren kämpft der Verein gegen Zwangsprostitution, Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung. An diesem Sonntag soll der Internationale Tag gegen Gewalt gegen Sexarbeiterinnen auf die Not der Opfer aufmerksam machen.

Sauer-Kelpin erklärte, es sei schwierig zu ermitteln, wie viele Menschen auf der Flüchtlingsroute betroffen seien. Es stellt sich auch die Frage, ob sie über diese Routen nicht nur ins Land gebracht wurden, sondern auch entlang der Routen kontaktiert wurden. Dann verschwinden. Nur wenige Menschen, die von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung betroffen sind, trauen sich, Anzeige zu erstatten. „Wer sollte das also registrieren? Die meisten Leute werden vermisst.“ Die offiziellen Zahlen sind niedrig und überhaupt nicht repräsentativ.

Vorerst bleiben nur die eigenen Beobachtungen der acht Sozialarbeiter des Vereins, die Straßeneinsätze durchführen, Wohnungen besichtigen und Fluchtmöglichkeiten anbieten. „Wir verteilen Notrufnummern, Hygieneartikel und organisieren medizinische Untersuchungen“, erklärt Sauer-Kelpin. Besonders schlecht geht es den Hilfsgebern, wenn es um Frauen und Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten geht. „Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine beobachten wir einen deutlichen Anstieg der Zahl ukrainischer Frauen in Clubs in der Tschechischen Republik.“

Es wurde auch beobachtet, dass an der Grenze gezielt junge Mädchen angesprochen werden oder dass Clubbesitzer unverblümt erklären, dass sie geflüchtete Frauen und Kinder aufnehmen werden. Der Verbandschef sagte, bundesweite Ermittlungen und Gerichtsverfahren hätten in den letzten Jahren ergeben, dass Frauen mehrfach über den Flüchtlingsweg nach Deutschland gebracht worden seien. „Dann ist er verschwunden.“

Wenn asiatische Frauen betroffen sind, geschieht dies meist in sehr versteckten, geschlossenen Räumen. „Wir haben davon erst erfahren, als sie es unserem Tierheim gemeldet haben.“ Der Verein betreibt seit mehreren Jahren ein Tierheim und hat im vergangenen Jahr 20 Frauen und 16 Kinder aus acht Ländern aufgenommen. Auch in Tschechien gibt es eine Schutzwohnung. „Kriege und Naturkatastrophen führen immer zur sexuellen Ausbeutung von Frauen und Kindern. Denn es gibt Täter, die dieses Bedürfnis ausnutzen.“

Der Lagebericht des Bundes „Menschenhandel und Ausbeutung“ weist für das Jahr 2022 einen Anstieg der Ermittlungen um 18,9 Prozent auf 346 Fälle von „sexueller Ausbeutung“ aus. Ein Großteil davon war auf Zwangsprostitution zurückzuführen (199 Fälle). 476 Opfer wurden identifiziert. Mehr als 95 % davon sind Frauen und überwiegend Europäer. Die überwiegende Mehrheit von ihnen ist in Deutschland nicht gesetzlich registriert.

Das Bundeskriminalamt führte weiter aus, dass junge Menschen aus Osteuropa aus armen Familien häufiger zu Opfern würden, weil für sie keine Reisebeschränkungen bestünden. Die 488 ermittelten Straftatverdächtigen bedienten sich dieses Mal überwiegend der „Lover-Methode“. Unter dem Deckmantel einer romantischen Beziehung versuchen Täter, ihre oft jungen weiblichen Opfer in emotional abhängige Beziehungen zu locken.

Nach Angaben des Landeskriminalamtes Sachsen wurden im vergangenen Jahr 33 Fälle von Menschenhandel registriert, etwa so viel wie in den Vorjahren. Zu diesen Straftaten zählen neben der Zwangsprostitution auch Zwangsarbeit oder Arbeitsausbeutung. „In der Datenerhebung wurden keine Hinweise auf sexuelle Gewalt oder falsche Versprechungen von Schmugglern auf ihren Fluchtwegen erfasst“, hieß es. Im Jahr 2023 verzeichnete die sächsische Polizei jedoch bisher sechs Fälle des Verdachts „Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung“.

Im vergangenen Jahr führte der Verein Carlo 73 Streetwork-Einsätze in tschechischen Grenzgebieten durch. Sie hatten 712 Kontakte zu Prostituierten, 160 davon waren Minderjährige, heißt es im Jahresbericht. Die deutsche Seite führte 41 Einsätze durch, wobei Mitarbeiter betroffene Personen aus 27 Ländern registrierten.

Karo e.V. Bundeslagebericht 2022 zu Menschenhandel und Ausbeutung

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Quelle: www.stern.de

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